Mönchengladbach Abschied von der Hardterwald-Klinik

Mönchengladbach · Renate Wingerath fällt es nicht leicht zu gehen. Klar, die neuen Räume sind modern, die Geräte fortschrittlich und sie freut sich schon auf die Arbeit in der Chirurgie, aber die 55-Jährige sieht etwas wehleidig auf den baldigen Umzug.

Über zehn Jahre lang fuhr die Altenpflegerin zur Arbeit in den Hardter Wald. "Dort hatte ich die Natur um mich herum und immer einen Parkplatz direkt vor dem Gebäude", erzählt sie. Dann lacht sie. "Ja, man achtet auf die kleinen Dinge." Doch nun heißt es so langsam Abschied nehmen. Schon Mitte Juni ziehen Personal und Patienten der Hardterwald-Klinik in einen Neubau am Elisabeth-Krankenhaus in Rheydt.

Allerdings bleiben für die Mönchengladbacher nach dem Verkauf des Hospitals an die Eifel-Höhen-Klinik einige Fragen offen. "Viele meinen, wir geben die Geriatrie ab, aber die wird ja nur verlegt", erklärt Helga Lönnendonker, die für die Öffentlichkeitsarbeit der Hardterwald-Klinik zuständig ist. Doch das historische Klinikgebäude bleibt nicht ungenutzt. Dort entsteht schon bald ein Zentrum für Kardiologie und mit diesem rund 100 neue Arbeitsplätze. "Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren, sondern Glut am Glühen zu halten", zitiert Rüdiger Pfeifer von der Eifel-Höhen-Klinik den französischen Politiker Jean Jaurs. "Diese Worte beschreiben sehr zutreffend die große Aufgabe, der wir uns hier im Hardter Wald verschrieben haben", ergänzt Pfeifer.

Es war Anfang des 20. Jahrhunderts als der Stadt nach dem frühen Tod der Händlerstochter Louise Gueury testamentarisch ein Geldbetrag von rund 30 Millionen Euro zugutekam. Die gutherzige Spenderin, die sich ihr Leben lang für Tuberkulose-Erkrankte einsetzte, stellte nur eine Bedingung: Mit dem Geld sollte die Stadt eine Heilstätte für Lungenpatienten errichten, in der auch mittellosen Kranken Hilfe zuteilwird. Die Hardterwald-Klinik entstand. Zu Beginn kümmerten sich gerade viele Ordensschwestern um die Pflege der Erkrankten. Nun reichten unzählige Danksagungen und ein Strauß bunter Blumen an die letzte Ordensschwester Marianne fast nicht aus, um die Arbeit vollends wertzuschätzen.

"Jedem Ende ist auch ein guter Anfang sicher", gibt auch Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers den Angestellten Hoffnung mit auf den Weg. Diese müssen nicht um einen neuen Job bangen, denn sie wurden alle übernommen, blicken nun aber mit Wehmut auf den Arbeitsplatz zurück. "Ein Neubau war notwendig. Aber mein Herzblut hängt an diesem Gebäude", sagt Mitarbeiterin Helga Lönnendonker.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort