Mönchengladbach Abrissbirne bedroht Kunst

Mönchengladbach · Darf man Kunstwerke vernichten? Mit dieser Frage muss sich die Stadt befassen. Das Stadttheater und das Bauamt werden 2012 abgerissen. In beiden Gebäuden sind aber noch fest installierte und großformatige Kunstwerke.

 Darf man Kunstwerke vernichten? Mit dieser Frage muss sich die Stadt befassen.

Darf man Kunstwerke vernichten? Mit dieser Frage muss sich die Stadt befassen.

Das frühere Staatliche Bauamt an der Viersener Straße, in dem sich derzeit noch das Kreativzentrum V 16 befindet, wird 2012 abgerissen. Es weicht einem hochmodernen Bürokomplex. In diesem Zusammenhang macht sich Klaus Cörstges, ein ehemaliger Angestellter des Bauamtes, Sorgen um das großformatige schwarze Wandrelief im Flur des Hauses.

"Ich hoffe, die Verantwortlichen wissen davon. Was geschieht mit dem Kunstwerk, wenn das Gebäude abgerissen wird?", fragt er. Die Entwicklungsgesellschaft der Stadt hat sich beim damaligen Eigentümer, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB), rückversichert, ob das Haus abgerissen werden darf oder dies wegen Denkmalschutz oder ähnlichen Rechten nicht möglich sei. Die Antwort der Behörde: Einem Abriss stehe nichts entgegen. Natürlich müsse man sorgsam prüfen, ob ein Kunstwerk erhalten werden könne – und zu welchem Preis.

Ruinen in der Innenstadt

"Bei Kunst am Bau spricht man da schnell auch mal über eine sechsstellige Summe", sagt EWMG-Geschäftsführer Ulrich Schückhaus. Auch im Alten Stadttheater, das in Kürze abgerissen werden soll, gibt es drei fest installierte Kunstwerke. Nur eines davon wird an eine andere Stelle gebracht. Für Schückhaus ist die Abwägung Kunst oder Abriss immer eine Einzelfallentscheidung: "Sonst hätten wir unter Umständen irgendwann jede Menge Ruinen in der Innenstadt, auf deren Grund niemand etwas anderes bauen darf, weil in dem alten Gebäude noch an irgendeiner Stelle Kunst steckt."

"Das ist ein kompliziertes Thema", sagt auch Susanne Titz. Die Leiterin des Museums Abteiberg kennt die Diskussionen um Kunst am Bau, die in die Jahre gekommen ist. "Möglicherweise muss man es so sehen: Die Kunst ist ans Haus gekettet und verschwindet deshalb mit dem Abriss." Die Arbeit, die von Leo Müllenholz stammt, sei im Laufe der Jahre mehrfach überstrichen, also verändert worden. "Wenn wir alle Kunstwerke erhalten wollen, ist das nicht nur eine Kostenfrage", sagt Susanne Titz. Es sei auch zu klären, wo sie aufzubewahren und zu konservieren wären.

Leo Müllenholz, 1931 in Köln geboren, lebt in Hennef/Sieg und auf Ibiza. Von ihm gibt es in Nordrhein-Westfalen an die 40 Kunstwerke – unter anderem in Bonn, Düsseldorf, Siegen, Hagen – und in Mönchengladbach. Jürgen Timmermanns von der Entwicklungsgesellschaft hat sich das Kunstwerk im ehemaligen Staatlichen Bauamt angesehen. "Das ist fest montiert, es wäre nur mit riesigem Aufwand abzubauen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort