Mönchengladbach Abiturienten drängen auf Ausbildungsmarkt

Mönchengladbach · Der doppelte Abi-Jahrgang macht's möglich: 230 Abiturienten mehr als sonst werden eine Ausbildung anstreben. Die meisten haben sich bisher aber noch nicht gekümmert. Der Arbeitsmarkt leidet unterdessen unter dem harten Winter.

 Die obere Kurve zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, die untere die Arbeitsmarktdynamik.

Die obere Kurve zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, die untere die Arbeitsmarktdynamik.

Foto: Arbeitsagentur

"Bald Abi und keinen Plan"? So scheint es der Mehrzahl der angehenden Schulabgänger zu gehen, denn unter dieses saloppe Motto hat die Agentur für Arbeit einen speziellen Tag für den Abiturjahrgang 2013 gestellt. Am Donnerstag, 14. März, können die Schüler von 9 bis 17 Uhr ohne Termin zur Berufsberatung in der Agentur, Lürriper Straße 56, kommen. Ohne Termin, mitzubringen ist lediglich das Halbjahreszeugnis. Neben Beratung und Infos gibt es Angebote von freien Ausbildungsstellen, die die Interessenten sofort mitnehmen können. "Wir haben den Tag extra ausgesucht, weil da weder Abistreiche noch Vorklausuren sind. Es gibt also keine Ausreden", sagt Armin Hoffmann, Teamleiter Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit.

 Die obere Kurve zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, die untere die Arbeitsmarktdynamik.

Die obere Kurve zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen, die untere die Arbeitsmarktdynamik.

Foto: Arbeitsagentur

Denn die suchen und finden die Schüler bisher offensichtlich noch recht erfolgreich. "Ihr Interesse ist eher zögerlich", sagt Hoffmann diplomatisch. Dabei wird der doppelte Abiturjahrgang dafür sorgen, dass im Agenturbezirk (Mönchengladbach und Rhein-Kreis Neuss) im Sommer statt 3700 nun 5500 Abiturienten, also 1800 mehr als im vergangenen Jahr, um Ausbildungs- und Studienplätze konkurrieren werden. Da erfahrungsgemäß zwischen zwölf und 14 Prozent eines Abiturjahrgangs unmittelbar eine betriebliche Ausbildung anstreben, dürfte es dieses Mal rund 230 Schulabgänger mehr mit Abitur sein als üblich, insgesamt somit 710. "Das bedeutet natürlich auch, dass Unternehmen in diesem Jahr unter besonders vielen und somit auch vielen guten Bewerbern auswählen können", sagt Hoffmann.

Eine Marktbelebung, die dem Arbeitsmarkt allgemein aber weiterhin abgeht. Denn bei der Vorstellung der Februar-Zahlen bemühte Angela Schoofs, Leiterin der Arbeitsagentur, gestern einmal mehr ihr beliebtes Bild von einem See, der einen relativ konstanten Wasserspiegel hat (die Arbeitslosen), aber verhältnismäßig geringe Zu- und Abläufe (Zu- und Abgänge aus/in Erwerbstätigkeit). Mit anderen Worten: Eine sonderliche Marktdynamik ist weiter kaum zu verspüren (siehe untere Grafik), es wird weder groß eingestellt noch entlassen, das Wort der Stunde lautet "verhalten". "Der strenge Winter beeinflusst den Arbeitsmarkt und sorgt für steigende Arbeitslosenzahlen", sagt Schoofs. Die Ausschläge seien aber saisontypisch und kein großer Anlass zu Besorgnis. Schließlich werde in vielen Außenberufen derzeit einfach kaum oder gar nicht gearbeitet.

Das bestätigen die absoluten Zahlen. Die Arbeitslosenquote in der Stadt Mönchengladbach kletterte gegenüber Januar um 0,3 Punkte auf 11,5 Prozent, im Februar 2012 hatte sie allerdings bei 11,6 Prozent gelegen. Damit sind derzeit 15 013 Menschen in der Vitusstadt ohne Arbeit. Mehr als drei Viertel von ihnen, 77 Prozent (siehe obere Grafik, oben rechts), sind Hartz-IV-Empfänger; im Rhein-Kreis Neuss sind es weniger als zwei Drittel. Das veranschaulicht die traditionell schwierigere Arbeitsmarktsituation in Gladbach.

Da auch der Rhein-Kreis schwächelt, ergibt sich für den Agenturbezirk derzeit eine Gesamt-Arbeitslosenquote von 8,3 Prozent (Januar: 8,2; Februar 2012: 8,1).

(RP)
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