Michael Grosse Ab Herbst beginnen die Vorstellungen früher

Mönchengladbach · Intendant Michael Grosse zieht Bilanz seiner vierten Spielzeit. Lohntarifsteigerungen machen ihm Sorge, beim Ticketverkauf gab es Zuwachs.

 Theaterintendant Michael Grosse

Theaterintendant Michael Grosse

Foto: Andreas Endermann

Am vergangenen Wochenende stand er selbst noch einmal auf der Bühne in Mönchengladbach - beim Soloabend "Die Macht des Gesanges". Doch nun hat auch Generalintendant Michael Grosse die verdienten Theaterferien angetreten. Im Gespräch mit der Rheinischen Post zieht der Theaterchef Bilanz der beendeten Spielzeit und informiert über Änderungen in der nächsten Theatersaison.

Herr Grosse, sind Sie zufrieden mit dem Verlauf Ihrer vierten Spielzeit am Niederrhein?

Michael Grosse Ich denke schon, dass wir eine sehr erfolgreiche Spielzeit hatten, die genauso erfreulich wie anstrengend war für alle Beteiligten. Der Abschluss mit der Riesen-Produktion "Carmina Burana" am Ende war ein besonderer Kraftakt. Das sollte aber auch ein Zeichen, gerade für unser Publikum in Mönchengladbach, sein, was wir alles möglich machen können: eine Produktion mit 200 Mitwirkenden auf der Bühne. Das Ballett "Carmina Burana" wird ein entsprechendes Ausrufezeichen sicherlich auch zum Beginn der neuen Spielzeit in Krefeld setzen.

Wie stellt sich die Entwicklung der Zuschauerzahlen dar?

Grosse Ich kann Ihnen derzeit noch keine belastbaren Zahlen über die Zuschauerfrequenz sagen. Aber wir wissen bereits, dass wir bei den Einnahmen durch Kartenverkauf das erstrebte Soll um gut 80 000 Euro übererfüllen. Das freut mich natürlich sehr. In Krefeld sind wir wieder nah an unserer Rekordmarke von 125 000 Besuchern, das ist in Mönchengladbach noch nicht so weit. Hier scheinen die Nachwirkungen der beiden Auslagerungsjahre im TiN (Theater im Nordpark) noch immer nicht ganz überwunden.

Welche Produktionen sind beim Publikum am besten angekommen?

Grosse Eine Spitzenauslastung von deutlich über 90 Prozent verzeichnen in Mönchengladbach jeweils das Musical "My Fair Lady", der Ballettabend "Carmina Burana" und das Schauspiel "Der Besuch der alten Dame". Mit 99 Prozent führt "My Fair Lady" die Erfolgsliste an. In Krefeld sind das Songdrama "Ewig jung", Mozarts "Don Giovanni", danach die Oper "Manon" und das Ballett "Lachen und Weinen" am besten angenommen worden. Bemerkenswert: Im Unterschied zu Mönchengladbach läuft das Schauspiel "Verbrennungen" in Krefeld sehr gut.

Und was lief gar nicht gut?

Grosse Zum Glück ist kein Stück wirklich ein Flop geworden. Ich bin aber auch froh, dass die Sinfonie- und Chorkonzerte in beiden Städten steigende Nachfrage verzeichnen. Die Konzertsaison war überhaupt sehr spannend.

Wie entwickeln sich die Abos?

Grosse Wir sind zufrieden, aber werden in einigen Bereichen Stellschrauben ansetzen müssen. Bestimmte Abos, die nicht ausgelastet sind, werden wir mit anderen zusammenlegen. Wir stehen da unter Optimierungszwang, aber ich denke, es ist auch für die Besucher besser, in einem gut ausgelasteten Zuschauerraum zu sitzen. Und durch Zusammenlegung von Abos gewinnt man auf der anderen Seite neue Termine für mehr freien Kartenverkauf.

Warum ändern Sie die Anfangszeiten für die Vorstellungen in den großen Sälen? Bisher war 20 Uhr Spielbeginn, zukünftig immer bereits um 19.30 Uhr.

Grosse Wir hatten vor einem Jahr eine Zuschauerbefragung zusammen mit der Hochschule Niederrhein gemacht. Dabei kam ein Fifty-Fifty-Ergebnis heraus: Die eine Hälfte wollte den Spielbeginn bei 20 Uhr halten, die andere plädierte für 19.30 Uhr. Der Vorteil des früheren Vorstellungsbeginns liegt auf der Hand, besonders bei Produktionen, die drei und mehr Stunden dauern: Die Besucher kommen früher nach Hause, das kann in der dunklen Jahreszeit wichtig sein, aber auch für Frühpendler, die wochentags ins Theater gehen.

Und warum bleibt es dagegen im Studio nicht bei der bisherigen Anfangszeit 19.30 Uhr? Hier verschieben Sie auf 20 Uhr.

Grosse Wir möchten so den Besuch der beiden Spielstätten im Mönchengladbacher Haus ein wenig steuern. Damit ist auch ein Service-Gedanke verbunden: Es sind Fälle vorgekommen, wo Karteninhaber in den "falschen" Saal gelangt sind, dieses "Verlaufen" wird durch die neue Regelung abgestellt. Wir wollen die Besucherströme besser koordinieren.

Der öffentliche Dienst nimmt in diesem und im nächsten Jahr kräftige Schlucke aus der Pulle. Wie hoch sind die daraus resultierenden Kostensteigerungen am Theater?

Grosse Die Tarifvereinbarung wirkt bereits, denn sie gilt rückwirkend ab dem ersten März. Für uns bedeutet dies, dass in dieser Spielzeit 3,3 Prozent mehr Geld für Löhne und Gehälter gebraucht wird. Und in der nächsten Spielzeit gibt es eine weitere Steigerung um 2,4 Prozent. Insgesamt eine Zusatzbelastung von etwa 5,7 Prozent. Die Konzepte "Theater mit Zukunft 1 und 2" sind aber nur auf einen Aufwuchs um zwei Prozent pro Geschäftsjahr eingerichtet.

Wie viel Geld kostet das zusätzlich?

Grosse Uns wird fast eine Viertelmillion Euro fehlen, also 248 000 Euro voraussichtlich. Dieses Loch müssen wir bis zum Ende der Saison 2015/16 wieder geschlossen haben, um nicht in Etat-Probleme zu geraten. Das kann bedeuten, dass wir unsere Erlöse ab 2015/16 verbessern müssen, also die Karten- und Abopreise erhöhen, aber auch die Auslastung und Nachfrage noch weiter vorantreiben. Auffangen lassen sich solche Defizite auf der Kostenseite andererseits auch durch eine Vielzahl kleinteiliger Maßnahmen, darunter Aufwandsbegrenzungen bei Inszenierungen.

Was machen Sie in den Theaterferien? Verreisen Sie?

Grosse Ich werde mit meiner Familie nach Ungarn, unter anderem an den Plattensee, reisen. Ich mag das Land, besonders auch seine Literatur und Musik, aber auch die ungarische Küche sehr.

DIRK RICHERDT SPRACH MIT MICHAEL GROSSE.

(RP)
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