Mönchengladbach 5. Sinfoniekonzert: Wenn ein Schlagzeuger ins Tanzen gerät

Mönchengladbach · Im Mittelpunkt des fünften Sinfoniekonzerts steht ein Konzert für Schlagzeug und Orchester. Komponiert hat es die Amerikanerin Jennifer Higdon, die Schlagwerkbatterie bedient der Essener Alexej Gerassimez. Mihkel Kütson dirigiert.

Zum dreiteiligen Standardprogramm eines Sinfoniekonzerts mit den Niederrheinischen Sinfonikern gehört ein Stück mit Solist(en). Das wird auch beim fünften Event der städtischen Konzertreihe so sein. Und doch geschieht am 26. und 27. März im Konzertsaal des Theaters bzw. in der Kaiser-Friedrich-Halle etwas Außergewöhnliches. Die Mitte des Programms beansprucht ein 27-jähriger Schlagzeuger. Alexej Gerassimez wird ein Schlagzeugkonzert mit dem Orchester aufführen, und zwar eines — zweite Besonderheit —, das eine Frau komponierte. Jennifer Higdon ist 1962 in New York geboren und erhielt 2010 für ihr Violinkonzert den Pulitzer-Preis. In ihrem Schlagzeugkonzert darf der Solist ein großes Arsenal an Schlaginstrumenten und Percussion-Klangerzeugern einsetzen, das Spektrum reicht von der Snare-Drum über das Marimbafon bis hin zum chinesischen Gong, wie er in der legendären Peking-Oper genutzt wird. Dabei konfrontiert Jennifer Higdon den Solisten, nach Concerto-grosso-Prinzip, mit der Schlagzeuggruppe im Orchester.

Alexej Gerassimez spielt seit seinem siebenten Lebensjahr Schlagzeug. Seit seinem Studium bei Prof. Peter Sadlo an der Hochschule für Musik und Theater München hat er sich in kürzester Zeit den Ruf eines der führenden Schlagzeugsolisten erspielt. "Es wird eine rhythmisch mitreißende Aufführung", verspricht Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, "Gerassimez wird fast wie ein Tänzer agieren, er wird öfter von einer Seite auf die andere rennen, um die Instrumente zu wechseln." Daraus geht hervor, dass der Solist ein riesiges Arsenal an Schlag-Instrumenten zu bedienen haben wird. Kütson erinnert sich, dass er mit Alexej Gerassimez bereits im Jahr 2010 bei einem Preisträgerkonzert in Bonn, das er leitete, eng zusammengearbeitet hat. Doch das Konzert von Jennifer Higdon spielt Gerassimez bei seinen Auftritten in Krefeld (25. und 28. März) und Mönchengladbach (26. und 27. März) zum ersten Mal, informiert Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer. Gewidmet hatte die amerikanische Komponistin die Solopartie dem Schlagzeuger Colin Currie. "Der spielt das Stück seit der Uraufführung 2005 landauf, landab immer wieder", weiß Kütson.

Das Konzert einleiten wird das knapp eine Viertelstunde lange Stück "Viatore" (Wanderer) des lettischen Komponisten Péteris Vasks. "Es ist ein reines Streicherstück, das thematisch gleichsam aus dem flirrenden Nichts ersteht und über eine lange Klangkurve zu einem Gipfelpunkt wandert, um von dort organisch wieder bergab zu schreiten", beschreibt Kütson den Prozess. Gewidmet hat der Komponist das Ruhe verströmende Werk dem estnischen Kollegen Arvo Pärt. "Es zeigt Verwandtschaft mit Pärts Stück Tabula Rasa", so der GMD.

Auf diese musikalischen Juwelen folgt noch ein ganzes Collier: Nach der Pause steht die 4. Sinfonie in e-Moll von Johannes Brahms auf dem Programm der Niederrheinischen Sinfoniker. "Vor Brahms hat man als Dirigent immer Ehrfurcht", räumt der Chefdirigent ein, "seine Werke sind immer perfekt durchkomponiert und orchestriert." Für Kütson repräsentiert Brahms' letzte Sinfonie "die höchste Kunst des Orchesterspiels, wie Beethoven".

Am Mittwoch, 27. März, 19.15 Uhr, gibt es in der Kaiser-Friedrich-Halle eine Einführung in das Konzertprogramm. Daran wirkt neben Eva Ziegelhöfer diesmal auch Generalmusikdirektor Mihkel Kütson persönlich mit.

(RP)
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