Mönchengladbach 40 Jahre Hochschule Niederrhein

Mönchengladbach · Mit 3660 Studierenden nahm die Hochschule Niederrhein vor vier Jahrzehnten ihren Lehrbetrieb auf. Heute sind es 10.800. Weil die Hochschule immer auf die Anforderungen der Wirtschaft reagierte, wuchs die Bildungseinrichtung ständig. Selbst der Pillenknick konnte daran nichts ändern.

An der Hochschule Niederrhein wird am Freitag gefeiert. Vor vier Jahrzehnten wurde die Bildungseinrichtung mit den Standorten Mönchengladbach und Krefeld gegründet. Aber eigentlich ist die Geschichte der Hochschule noch viel länger. Denn sie fußt auf viele höhere Fachschulen, die 1971 zusammengefasst wurden.

Duales Studieren

Für Mönchengladbach und Krefeld war und ist die Hochschule ein wichtiger Faktor. Denn hier werden die Fachkräfte für die regionale Wirtschaft ausgebildet. Garant für den Erfolg sei immer auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) gewesen, sagt der Präsident der Hochschule Niederrhein Prof. Dr. Hans-Hennig von Grünberg. Die IHK sei der "Patenonkel" fast aller Studiengänge.

Vieles wurde auf Anregung der Kammer eingeführt – wie beispielsweise das duale Studieren. Ein Pilotprojekt der Hochschule Niederrhein. "Wir haben da quasi die Blaupause geliefert", sagt von Grünberg. So wuchs die Hochschule ständig – selbst in Zeiten des Pillenknicks. Mit 3660 Studierenden wurde vor 40 Jahren begonnen, heute sind es 10.800. Aus 27 Studiengängen wurden 53. Vor vier Jahrzehnten unterrichteten 171 Professoren in acht Fachbereichen, heute sind es 235 Professoren in zehn Fachbereichen.

Dr. Dieter Porschen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Niederrhein, die 70.000 Firmen in der Region betreut, würdigte gestern das stetige Wechselspiel zwischen Wirtschaft und Lehre an der Hochschule Niederrhein. Immer habe man auf die Verwertbarkeit der Lehre und auf Veränderungen am Arbeitsmarkt geachtet. Betriebe und Unternehmen schätzten eine praxisorientierte Ausbildung mit wissenschaftlichem Anspruch, sagt Porschen.

Auch die Städte Krefeld und Mönchengladbach profitieren von der Hochschule. Ganz abgesehen davon, dass man, wie Krefelds Oberbürgermeister Gregor Kathstede sagte, "stolz" darüber sei, Hochschulstandort zu sein, gebe es auch viele Kooperationsprojekte, bei denen alle Seiten profitieren.

Mönchengladbachs Oberbürgermeister nannte als Beispiele den Fachbereich Oecotrophologie, der in der Stadt das Projekt "Gesundes Frühstück" in die Schulen brachte oder den Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik, der die größte deutsche Nachwuchsbekleidungsmesse "MG zieht an" maßgeblich gestaltet.

Zum 40. Geburtstag wird es ein Buch über die Historie der Hochschule Niederrhein geben. "Wer die Geschichte liest, liest die Geschichte der heimischen Wirtschaft", sagt von Grünberg. 1855 wurde beispielsweise die "Crefelder Höhere Webeschule" vom preußischen Handelsminister genehmigt.

Damals schon reagierte man auf den Wirtschafts- und Arbeitsmarkt. Krefeld war Mitte des 19. Jahrhunderts eine Hochburg der deutschen Seidenindustrie mit 90 Firmen in der Branche. Doch es gab ein Problem: Nachwuchskräfte mussten bis nach Lyon reisen, um dort die Höhere Webeschule zu besuchen.

Mönchengladbach war Ende des 19. Jahrhunderts ein bedeutendes Zentrum der Faserstoffverarbeitung. 1901 entstand hier die Preußische Höhere Fachschule für Textilindustrie, aus der 1936 die Textilingenieurschule hervorging. Zu den neuen Angeboten gehört das Gesundheitswesen. Es wurde gegründet, weil es einen hohen Bedarf an Gesundheitsmanagern und -informatikern gibt.

(RP)
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