Mönchengladbach 3D-Sound im Haus Zoar: Kino zum Augenschließen

Mönchengladbach · Klangerlebnis aus 52 Lautsprechern: Am 11. Dezember soll das Kino eröffnen – und auch Opernaufführungen zeigen.

Mönchengladbach: 3D-Sound im Haus Zoar: Kino zum Augenschließen
Foto: Reichartz,Hans-Peter

Klangerlebnis aus 52 Lautsprechern: Am 11. Dezember soll das Kino eröffnen — und auch Opernaufführungen zeigen.

"Viel Spaß — schließen Sie die Augen und genießen Sie es!", hieß es am Mittwoch zur Begrüßung im neuen Kinosaal im umgebauten Haus Zoar. Doch von Genuss kann erst einmal überhaupt keine Rede sein.

Denn urplötzlich beginnt es aus dem Nichts zu pladdern, mitten im Kino. Einzelne Tropfen fallen aus den Regenwolken. Zuerst zwei Plätze schräg rechts vor einem, dann auch links und zuletzt genau von oben. Schließlich rollt eine Donnergrollen über die Köpfe der zur Vorpremiere geladenen Journalisten hinweg. Immer stärker wird der Regen, immer größer der Drang, die Frisur wenigstens notdürftig mit den Händen schützen zu wollen.

Dann prallt ein Basketball rhythmisch auf harten Parkettboden. Sportschuhe quietschen überall — am lautesten immer in der Nähe des Balls, der blitzschnell hin- und hergepasst wird. Die Verteidiger ächzen, springen und strecken sich vergeblich danach. Denn der Ball ist längst auf dem Weg — weit über unseren Köpfen beschreibt er einen eleganten Bogen und landet vorne links im Korb. Leise raschelt das Netz, laut brandet der Applaus von hunderten, wenn nicht tausenden Zuschauern hinter den Werbebanden auf. Ihre Zahl ist schwer zu schätzen, denn man sieht nichts.

Nicht die Zuschauer, nicht die Spieler, nicht den Ball, noch nicht einmal die Halle selbst. Denn die Leinwand ist seit Minuten komplett dunkel. Die Bilder haben sich im Kopf zusammengesetzt, genau wie die der grauen Regenwolken zuvor.

So hört es sich an, wenn der Klang aus 52 Lautsprechern kommt. Nun besteht die Kulisse für die Ohren nicht mehr nur aus links und rechts, sondern aus allen denkbaren Richtungen. Inklusive oben. Je elf Lautsprecherboxen sind an den Seiten des neuen Saals 8 des Comet Cine Center im Haus Zoar installiert, hinzu kommen sechs an der Rückseite und vor allem die 24 an der Decke.

Der Wow-Effekt nimmt kaum ab, wenn man das passende Bild dazu sieht — im Gegenteil. Ungläubige Blicke wandern vom fallenden Laub nach links, wo es aus dem Bild fällt, hinter unseren Köpfen weiter im Wind raschelt und von rechts wieder auf die Leinwand trudelt.

150.000 Euro hat Hans-Jürgen Brandtner (64) in die Technik namens "Dolby Atmos" investiert, die deutschlandweit erst in acht Kinos installiert wurde. Eineinhalb Wochen brauchten Spezialisten aus England und den USA, um die Lautsprecher zentimetergenau auszurichten und einzustellen. Erst als alles perfekt war, rückte die Firma Dolby den Code für den Computer heraus, der die Boxen verbindet.

Am 11. Dezember soll das Kino eröffnet werden — mit einer Doppelvorstellung von "Der Hobbit"; Teil 1 beginnt um 21 Uhr, Teil 2 um 0 Uhr.

Danach will Brandt im Luxus-Saal nicht nur spektakuläre Filme übertragen, wie schon die Bemalung verrät: An der rechten Wand lehnen in Lebensgröße George Clooney, Angelina Jolie und Co. — links sind es der Geiger David Garrett sowie die Opernstars Anna Netrebko und Rolando Villazón. "Wir werden Ballettaufführungen aus dem Bolschoi-Theater übertragen und Opern aus der Metropolitan Opera in New York City", sprudelt es aus Brandt heraus.

Dass es nun ein Jahr gedauert hat, bis er heute (voraussichtlich) auch die letzte Genehmigung für den großflächigen Umbau des ehemaligen Begegnungszentrums Haus Zoar in den Händen hält, hat seinen Tatendrang nicht geschmälert.

"Wir haben 50 Ideen in der Schublade", sagt er. Den alten- und behindertengerechten Kinosaal mit den großen Sesseln und den bombastischen Lautsprechersystem soll man auch für Firmen- oder private Feiern mieten können, hinzu kommen eine mit James-Bond-Motiven gestaltete Bar sowie Konferenz- und Schulungsräume im Obergeschoss. Der Betreiber für ein gehobenes Restaurant wird noch gesucht.

"Qualitätsbewusste Kunden jeder Art" will Brandtner in die Erweiterung des Comet Cine Center locken. Die Filmtickets sollen nur etwa 50 Cent mehr kosten als nebenan. Nur ein Teil seines Plans wird wohl nicht aufgehen. "Ursprünglich wollten wir hier kein Popcorn und Nachos anbieten, weil wir fanden, das passt nicht zum Ambiente", sagt Brandtner und lacht. "Aber da lassen wir uns wohl breitschlagen."

(RP)
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