Mönchengladbach 23.7.2001: Der Tag, an dem das Zentralbad brannte

Mönchengladbach · Glücklicherweise passierte das Unglück in den Ferien, als das Bad geschlossen war. Ein Schweißbrenner hatte das Feuer ausgelöst.

 Anfang 2003 wurden die Reste des ehemaligen Zentralbades abgerissen. Auf der Fläche entstand ein See mit dem Gladbach Dock.

Anfang 2003 wurden die Reste des ehemaligen Zentralbades abgerissen. Auf der Fläche entstand ein See mit dem Gladbach Dock.

Foto: Isabella Raupold

Abends wurden die Bilder in den Nachrichten gezeigt. Meine Töchter - damals elf und neun Jahre alt - saßen vor dem Fernseher in der Appartement-Anlage auf Lanzarote, wo wir unseren Urlaub verbrachten. Ich bereitete gerade das Abendessen in der Küchennische vor, als die beiden plötzlich schrien: "Mama, unser Schwimmbad brennt!". Fassungslos saßen wir auf dem Sofa und sahen zu, wie "unser Schwimmbad", in dessen Wellen wir uns erst kurz zuvor getummelt hatten, ein Raub der Flammen wurde. Das ist mehr als 13 Jahre her, vergessen haben wir den Anblick nie. Obwohl wir 2973 Kilometer weit entfernt waren vom Ort des Geschehens.

Viel näher dran war die damalige Oberbürgermeisterin Monika Bartsch. Sie besuchte an diesem Vormittag ihre schwer kranke Mutter im Franziskushaus. Vom Balkon aus sah sie schwarze Rauchwolken über der Stadt. Sie rief im Rathaus an und erfuhr: Das Zentralbad brennt. "Das ist ein rabenschwarzer Tag für unsere Stadt", hat die Oberbürgermeisterin damals gesagt.

Schon ab kurz nach 11 Uhr hatte bei der Feuerwehr das Telefon nicht mehr stillgestanden. Pausenlos wählten die Mönchengladbacher, die die Rauchwolken sahen, die Notrufnummern von Polizei und Feuerwehr. Auch die Badewärterinnen, die Schwimmmeister und zwei Techniker, die sich im Bad befanden, meldeten das Feuer. Der erste Löschzug war wenige Minuten später an der Lüpertzender Straße. Zwei weitere folgten, dazu neun der Freiwilligen Wehren der Stadt.

Doch zu retten war nicht viel. Es konnte lediglich verhindert werden, dass das Feuer auf die angrenzenden Wohnhäuser übergriff. Zum großen Glück geschah das Unglück in den Sommerferien, und das Zentralbad war geschlossen. So blieb es - wie durch ein Wunder, angesichts der enormen Zerstörungswut des Feuers, bei drei leicht verletzten Personen, die Rauchvergiftungen erlitten.

Entstanden waren die Flammen auf dem Dach, wo undichte Stellen im Belag ausgebessert werden sollten. Ein Schweißbrenner hatte, wie die Ermittlungen später ergaben, die dort liegenden, leicht entzündbaren Bitumenrollen in Brand gesetzt. Und das Feuer fand in der freitragenden hölzernen Deckenkonstruktion sehr schnell Nahrung. Kaum eine Chance für die Feuerwehr mit ihren 150 Männern, die bis zu 10 000 Liter Löschwasser pro Minute in das brennende Gebäude pumpte. Eine knappe halbe Stunde, nachdem der erste Löschzug den Einsatzort erreicht hatte, brach die innere Decke der Cafeteria des Zentralbades ein. Wenig später hatten sich die Flammen durchgefressen, das Dach stürzte ins große Schwimmbecken.

Im März 1975 war das Zentralbad an der Lüpertzender Straße, dessen Bau 16 Millionen D-Mark gekostet hatte, als erstes Wellenbad am linken Niederrhein vom damaligen Oberbürgermeister Franz Meyers eröffnet worden. Der Kabarettist Ernst H. Hilbich hatte - in voller Montur - einen Kopfsprung in das frisch eingelassene Wasser gemacht - zur Freude aller Gäste der Feierstunde. Ein Wiederaufbau nach dem Brand lohnte sich nicht. Die Schäden waren zu groß.

Die Stadt kassierte mehr als 21 Millionen Euro von der Versicherung und baute schließlich das gläserne Vitusbad an der Breitenbachstraße. Auf dem etwa 15 000 Quadratmeter großen Areal sollen demnächst die "Roermonder Höfe" entstehen. Der niederländische Investor Piet van Pol will dort mit Hilfe des Mönchengladbacher Architekten Dr. Burkhard Schrammen 160 Wohnungen bauen und zusätzlich 10 000 Quadratmeter Fläche für Büros, Gastronomie, ein Gesundheitszentrum und einen kleinen Kindergarten schaffen.

(RP)
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