Molotow-Cocktail als Party-Gag 23-Jähriger wegen versuchten Mordes vorm Landgericht

Mönchengladbach · Ein 23-jähriger Hückelhovener muss sich seit Donnerstag vor dem Schwurgericht des Landgerichts Mönchengladbach wegen versuchten Mordes, schwerer Brandstiftung und Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten.

Nach einer Party mit Wodka und Joints waren offenbar mehrere Jugendliche in einer Wohnung in Ratheim auf die Idee gekommen, einen sogenannten Molotow-Cocktail zu basteln. Laut Anklage übernahm ein 23-Jähriger aus Hückelhoven am 6. Mai vergangenen Jahres die Regie. Abends zündete er den Brandsatz und warf ihn gegen den im Parterre eines Sechs-Familienhauses gelegenen "Glück-Auf"-Kiosk.

Deshalb muss sich der 23-jährige Hückelhovener jetzt vor dem Schwurgericht des Landgerichts Mönchengladbach wegen versuchten Mordes, schwerer Brandstiftung und Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten. Den Anklagevorwurf hatte er bereits zu Prozessbeginn zugegeben. Der Angeklagte war schon 2009 wegen Körperverletzung, Bedrohung und Diebstahls aufgefallen und hatte eine anderthalbjährige Jugendstrafe verbüßen müssen.

Laut Anklage soll der Brandsatzwerfer den Tod der arg- und wehrlosen Kioskbesitzerin und der Hausbewohner billigend in Kauf genommen haben. Glücklicherweise durchbrach der Molotowcocktail nur die äußere Scheibe des doppeltverglasten Fensters. Dabei geriet lediglich eine Reklamefolie in Brand, die von dem Sohn der Kioskbetreiberin rechtzeitig gelöscht werden konnte.

Im Prozess vor der 7. Strafkammer erinnerten sich gestern Schüler und Lehrlinge in ihren Zeugenaussagen an den "Bastelabend" im Monat Mai 2013. Manch einer der Zeugen hatte allerdings im Alkoholnebel des Frühlingsabends vieles vergessen und berief sich hilflos auf Erinnerungslücken. Ein 21-jähriger Lehrling erinnerte sich im Gerichtssaal: "Wir haben schon vormittags mit den hochprozentigen Getränken angefangen." Die Kindersocke seiner Schwester habe er als Zündschnur für den Molotow-Cocktail beigesteuert, gab er zu. Plötzlich habe er den Angeklagten loslaufen sehen. Dann habe der den mit Benzin gefüllten Cocktail, gezündet und geworfen. Die Nein-Rufe der jugendlichen Zuschauer hatten das nicht verhindern können.

Vergeblich wurden die jugendlichen Zeugen gestern immer wieder nach Kontakten zur rechtsradikalen Szene gefragt. Weil es sich in Ratheim um einen türkischstämmigen Kiosk handelte, hatte am Anfang manches auf einen fremdenfeindlichen Hintergrund gedeutet. Doch nach den Zeugenaussagen sieht die Tat wohl eher wie eine "Schnapsidee" aus.

(RP)
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