Mönchengladbach 175 Jahre Gladbacher Schützenfest

Mönchengladbach · Vor königlicher Kulisse erinnerten die Schützen am Wochenende am Rheydter Schloss an die Ursprünge des Stadtschützenfestes. Sie wollen die bürgerliche Schützentradition von 1836 noch stärker betonen. Auch äußerlich: Die Promi-Truppe trägt zum Fest in Zukunft Frack und Zylinder.

 Mit Frack und schwarzem Hut, wie es die Kleiderordnung 1836 vorschrieb: Horst Thoren, Gert Kartheuser, Lothar Erbers, Norbert Bude, Nik Ebert, Michael Schroeren und Friedhelm Kirchartz.

Mit Frack und schwarzem Hut, wie es die Kleiderordnung 1836 vorschrieb: Horst Thoren, Gert Kartheuser, Lothar Erbers, Norbert Bude, Nik Ebert, Michael Schroeren und Friedhelm Kirchartz.

Foto: Isabella Raupold

José Silva legt an, schießt und verdutzt einen Großteil seiner Schützenfreunde. Bereits mit dem 17. Schuss holte der König der St. Paulus Schützen aus Mülfort den Vogel beim Jubiläumsschießen am Rheydter Schloss von der Stange. Statt Königssilber gab es für den gebürtigen Spanier eine silberne Jubiläumsmedaille "175 Jahre Gladbacher Schützenfest". An dieses Jubiläum erinnerten die Schützen bei ihrem Empfang auf der Turnierwiese vor dem Herrenhaus.

José Silva ist dabei ein gutes Beispiel für die integrative Kraft des Brauchtums: Vor 20 Jahren kam Silva nach Deutschland, seit 14 Jahren ist er Schütze. Die Bruderschaft ist für ihn längst ein Stück Heimat geworden.

Eine starke Gemeinschaft

Wie grundlegend das gute Miteinander für das Selbstverständnis der Schützen ist, betonten die Gastgeber des Jubiläumsempfangs, Oberbürgermeister Norbert Bude und Schützenchef Horst Thoren. Vor 300 Gästen aus Brauchtum, Politik und Wirtschaft ließ Thoren die Tradition hochleben: "Tradition und Fortschritt sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille."

Norbert Bude, im Schützenrock von Geistenbeck angetreten, sagte: "Die Bruderschaften sind eine starke Gemeinschaft, die für den Zusammenhalt in der Stadt stehen." Museumsleiter Karlheinz Wiegmann schließlich ging auf den Anlass des Jubiläumsempfangs ein: "Unsere heute endende Ausstellung nimmt uns mit auf eine Zeitreise ins spannungsgeladene Jahr 1836." Wiegmann stellte heraus, dass das erste gesamtstädtische Gladbacher Schützenfest vor 175 Jahren beispielhaft war für eine Stadt im Aufbruch: "Mönchengladbach stieg damals in die erste Liga der Industriestädte auf."

Tradition verpflichtet: Die Kleiderordnung von 1836, die in wohlgesetzten Worten den Schützen Frack, weiße Hose, überhohen Zylinder und Halsbinde vorschrieb, kommt zu neuen Ehren. Schützenchef Horst Thoren hat einen Hutmacher aufgetan, der im Auftrag der Gladbacher den Sonderzylinder (Format Biedermeier) nach historischem Vorbild in 18 Zentimeter Höhe fertigt. Die ersten Exemplare sind bereits ausgeliefert und wurden beim Jubiläumsempfang vorgeführt.

Zum Jubiläums-Stadtschützenfest im September soll die gesamte Promi-Truppe um Lothar Erbers, Friedhelm Kirchhartz, Michael Schroeren und Peter Backes solchermaßen ausgestattet auftreten. Horst Thoren, sieht in der überlieferten Schützentracht ein Bekenntnis zur guten Tradition des ersten gesamtstädtischen und überkonfessionellen Gladbacher Schützenfestes von 1836.

Thoren: "Die Schützen standen für Demokratie und Fortschritt. Sie wollten mit ihrem Fest Grenzen überwinden — zwischen Protestanten und Katholiken, zwischen Preußen und Rheinländern, zwischen Obrigkeit und Untertanen."

Zusammenhalt übten die Schützen auch beim Empfang: Da drückten sie vor großen Bildschirmen Borussia die Daumen. Viele waren mit Borussenschal dabei, unter anderem Oberbürgermeister Norbert Bude und Horst Thoren.

(RP)
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