Mönchengladbach 170 Kündigungen bei EGM Automotive

Mönchengladbach · Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber seit Dienstag fällt es auch den größten Optimisten in der Belegschaft der insolventen EGM Automotive schwer, noch an ein Wunder zu glauben. Betriebsratsvorsitzender Ahmet Özkan musste den 170 Beschäftigten, darunter sind zehn Auszubildende, mitteilen, dass der Investor abgesprungen ist.

In den kommenden Tagen wird der vorläufige Insolvenzverwalter dnp Depping allen Mitarbeitern die Kündigung aussprechen. Nach fast 115 Jahren Firmengeschichte ist das das Aus für die Eisengießerei an der Schwalmstraße.

Die Absage der Investorengruppe um Robert Lawrie, Vorsitzender der kanadischen Hawk Capital Group, dem Essener Sanierungsspezialisten Dr. Kay Hafner sowie der Langenfelder Döhmen Consulting sei überraschend gekommen, sagt Özkan. "Seit drei bis vier Wochen wird verhandelt.

Die Investorengruppe hatte sich bereiterklärt, die Firma mit einer kleineren Mannschaft zu übernehmen." Wesentliche Punkte wie Kaufpreis und Sozialplan hätten festgestanden, sagt Robert Faulstich, Projektleiter beim Insolvenzverwalter dnp Depping. "Am Freitag wurden die letzten Verhandlungen geführt. Die Investoren wollten alles über das Wochenende nochmals durchrechnen." Am Montag kam dann die endgültige Absage.

Besonders den Essener und den Langenfelder Investor, die erst vor zwei Wochen zu der Investorengruppe gestoßen sind, machen Betriebsrat und die Vertreter der IG Metall für das Scheitern verantwortlich. "Die Absage kam ohne nachvollziehbare Begründung", sagt Özkan. Zu seinen Gründen will sich Dr. Hans Peter Döhmen, Geschäftsführer der Döhmen Consulting, auch auf RP-Anfrage nicht äußern. Nur so viel: "Mehrere unserer Kriterien für ein Investment sind nicht erfüllt, deshalb haben wir uns dagegen entschieden."

Mit kleinen Änderungen sei EGM Automotive nicht zu sanieren, sagt Faulstich. "Es sind Kunden abgesprungen. Und weil das Unternehmen automobilspezifisch ausgerichtet ist, bekommt man auch keine neuen von heute auf morgen", sagt der Projektleiter. "Für ein Investment sind branchenspezifische Kenntnisse erforderlich."

Zudem gebe es einen Investitionsstau. Selbst wenn sich die Auftragslage bessere, seien in den kommenden Monaten keine Gewinne zu erwarten. Obwohl der Investor in den vergangenen Wochen auch auf Anfrage nie ein schlüssiges Sanierungskonzept vorgelegt hat, ist Faulstich über die Absage überrascht.

"Der Investor beschäftigt sich schon über ein Jahr mit EGM Automotive. Er wusste, was ihn hier erwartet", sagt er. Bis auf etwa 35 Mitarbeiter werden alle freigestellt. Der Rest arbeitet den letzten großen Auftrag von 100 000 Nockenwellen ab. Etwa vier Wochen wird damit der Betrieb aufrecht erhalten. "Vielleicht tut sich in dieser Zeit noch was", hofft Özkan. Sonst bleiben ab Oktober die Öfen an der Schwalmstraße endgültig kalt.

(RP)
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