Mönchengladbach 100 Marathon-Geschichten

Mönchengladbach · Der Mönchengladbacher Manfred Kreis absolvierte gestern in Köln seinen 100. Marathon. Der 52-Jährige genoss den Lauf in der Domstadt. Denn den Bestzeiten muss er nicht mehr hinterherjagen. Das Laufen bedeutet für ihn aktive Erholung.

Auffallen wollte Manfred Kreis trotz seiner herausragenden Leistung nicht. Einen kleinen optischen Hinweis hatte er sich allerdings dann doch ausgedacht. Mit der Startnummer 14 100 ging der Mönchengladbacher gestern auf die Marathon-Strecke in Köln. Die 14 steht für seinen 14. Start in der Domstadt. Und die 100 steht für sein besonderes Jubiläum, seinen 100. Marathon. "Ich bin schon ein wenig stolz darauf. Ich werde zwar des öfteren ein wenig schräg angeschaut, bin aber nicht süchtig. Für mich ist es ein ganz normales Bedürfnis, laufen zu gehen", sagt der 52-Jährige.

Einmal musste er aufgeben

"Ich bin bewusst ein wenig langsamer gelaufen, um die ganze Atmosphäre bei meinem Lieblingsmarathon genießen zu können", sagt Kreis, für den 1984 mit einem Fünf-Kilometer-Lauf am Schloss Rheydt alles begonnen hat. "Ich konnte schon immer laufen. Doch dort bin ich ohne Training gestartet und Letzter geworden. Aber ich wusste danach, dass es das für mich ist", erinnert sich Kreis. Zwei Jahre später lief er seinen ersten Marathon, dem bis gestern 99 folgten. Genau genommen sogar 100.

"1989 musste ich in Essen das einzige Mal aufgeben. Den zähle ich heute natürlich nicht mehr mit. Aber auch das ist eine Erfahrung, die dich weiterbringt", sagt der Hobbyläufer. Mit der Zeit optimierte er sein Training, wurde immer fitter und ausdauernder, so dass auch mehrere Läufe in einem kurzen Zeitraum kein Problem mehr darstellten. Im Jahr 2008 waren es alleine zehn – alle beendete er unter vier Stunden. "Ich werde häufig gefragt, wie ich das mache und ob ich ein Verrückter bin. Ich sehe das Laufen einfach als aktive Erholung, bei der ich zur Ruhe komme und mich in der freien Natur bewege", sagt Kreis, der von seiner Freundin Sigrid unterstützt wird.

"Sie betreibt zwar andere Sportarten, aber kann verstehen, welches Wohlgefühl ich durch die Läufe erhalte." Wobei er längst nicht mehr Bestzeiten hinterherjagt. Heute machen für ihn andere Dinge auf der Strecke den Reiz aus – so wie die Begegnungen mit den Zuschauern am Straßenrand. "Einmal habe ich in Köln zufällig Blickkontakt zu Hans Süper vom Colonia Duett aufgenommen, woraufhin er mir ein Kölsch anbot. Da habe ich angehalten, die Zeit gestoppt und das Bier getrunken", erzählt Kreis.

Jeder Lauf beschert ihm eine neue Herausforderung, jedes Mal muss er auf seinen Körper hören, welche Zeit diesmal möglich ist für ihn. Zudem hat jeder Lauf hat seine eigene Geschichte. Und geht es nach dem Jubilar, werden noch viele hinzukommen. Denn das Laufen ist für ihn längst nicht mehr nur das geliebte Hobby. "Es ist viel mehr sehr schnell zu einer Lebensphilosophie für mich geworden. Man kann vieles vom Marathon auf seinen Alltag übertragen. Denn immer wenn du denkst, dass es nicht mehr weiter geht, geht es eben doch noch ein Stück", sagt Kreis. Zudem hat er in Sachen Langlauf noch Ziele genug.

"Da ich bislang alle Läufe in Deutschland absolviert habe, wären jetzt eigentlich die nächsten 100 im Ausland dran. Irgendwann muss es natürlich der Marathon in New York sein", sagt er mit leuchtenden Augen. Und es wird deutlich: Manfred Kreis ist trotz seiner über 42 000 Wettkampf-Kilometer noch lange nicht am Ziel angekommen.

(RP)
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