Mönchengladbach 100 Autos zerkratzt - noch keine heiße Spur

Mönchengladbach · Dass Fahrzeuge sinnlos beschädigt werden, kommt immer wieder vor. Aber noch nie war das Ausmaß so groß. Nur wer vollkaskoversichert ist, darf auf Entschädigung hoffen, muss jedoch mit Rückstufung rechnen.

 An den meisten beschädigten Autos zieht sich der Kratzer über die gesamte Fahrzeugseite.

An den meisten beschädigten Autos zieht sich der Kratzer über die gesamte Fahrzeugseite.

Foto: Polizei

Das war eine böse Neujahrs-Überraschung für viele Odenkirchener: In der Nacht haben Unbekannte bahezu 100 Autos zerkratzt. Wahrscheinlich sind es noch mehr, denn noch haben nicht alle Anzeige erstattet. Die Kratzer ziehen sich in den meisten Fällen über die komplette Fahrzeugseite. Bei dem Wagen von Sebastian Kemper* (Name geändert) ist das auch der Fall. Die Furche zieht sich über beide Fahrzeugtüren. Kemper wohnt an der Karlstraße. Entdeckt hat er den Schaden, als er seine Freundin am Nachmittag des Neujahrstages nach Hause fahren wollte.

Der Sozialarbeiter hatte zunächst an einen Racheakt gedacht. "Ich habe dann eine Runde gedreht und gesehen, dass noch mehr Autos beschädigt sind. Und auch auf der Titzer Straße wurden Fahrzeuge zerkratzt", berichtet er. Sebastian Kempers Auto ist alt. Zuerst wollte er gar keine Anzeige erstatten, "weil ich dachte, der Schaden wird ja sowieso nicht ersetzt". Aber dann las er den Polizeibericht in der Zeitung. "Ich habe daraufhin online eine Anzeige erstattet, damit bekannt wird, dass es noch mehr Tatorte gibt", sagt Sebastian Kemper. Sein Wagen wurde übrigens nicht das erste Mal beschädigt. Vor einem Jahr sei dies schon einmal geschehen. Auch da habe das Auto vor seiner Haustür gestanden, und auch in diesem Fall war er nicht alleine betroffen. An der Talstraße in Odenkirchen wurden Ende 2016/ Anfang 2017 wiederholt Autos zerkratzt und Reifen zerstochen.

Am Neujahrsmorgen war die Polizei zur Von-der-Helm-Straße gerufen worden. Dort hatte ein Anwohner seinen beschädigten Wagen entdeckt. Schnell stellte sich heraus, dass viele Autos betroffen sind. In der ersten Meldung der Polizei am Neujahrsmorgen war noch von 70 Fahrzeugen die Rede. Die Autos waren an der Von-der-Helm-Straße, der Jülicher Straße, der Klinkenbergstraße und der Ursulinengasse geparkt. Und es waren so viele, "dass wir gleich ein Unterstützungsfahrzeug angefordert haben", sagt Polizeisprecher Jürgen Lützen. Dass Fahrzeuge sinnlos beschädigt werden, komme immer wieder vor, aber dieses Ausmaß hat auch er noch nicht erlebt. 94 Schäden hat die Polizei bereits protokolliert. Allerdings mussten am Neujahrstag wegen der Menge der Geschädigten auch einige vertröstet werden. Auf der anderen Seite konnten viele Autohalter von den Beamten auch noch nicht angetroffen werden. Die Polizei ermittelt und bittet weiterhin um Hinweise (Telefon 02161 290), denn bislang gibt es keinen einzigen Anhaltspunkt. Viele Autos wurden an der Fahrerseite beschädigt. Das heißt: Der oder die Täter müssen auf der Straße gegangen sein, um mit einem Werkzeug oder einen Schlüssel in den Lack zu ritzten.

Die Reparatur der zerkratzten Autos kann teuer werden - zumindest wenn es fachmännisch gemacht sein soll. "Mit Kosten von 1000 bis 2500 Euro für einen Kratzer über die komplette Fahrzeugseite muss man locker rechnen", sagt Reiner Brenner, Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbauer-Innung. Natürlich komme es auf den Einzelfall an, auf die Größe des Autos, die Lackierung - Uni, Metallic oder Perleffekt - und ob Klebeleisten ersetzt werden müssen. Wer eine Vollkaskoversicherung habe, dürfe bei dem Vandalismusschaden zwar auf eine Entschädigung hoffen, müsse aber auch mit einer Rückstufung rechnen. Da hätte man mit einem Brandschaden am Auto durch Böller nach Silvester deutlich besser dagestanden. "In diesem Fall zahlt die Teilkasko, ohne dass die Prämie erhöht wird", weiß Brenner.

(gap)
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