Mönchengladbach 100 000-Euro-Fonds zur Qualifizierung von Flüchtlingshelfern

Mönchengladbach · Der Evangelische Kirchenkreis Gladbach-Neuss unterstützt Flüchtlingsinitiativen: Die ersten vier Projekte sind schon genehmigt.

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Foto: dpa, jst fdt

"Wir wollen alles tun, um schwierige Aufgaben leichter zu machen", sagt Dietrich Denker, der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss. Die Kreissynode stellte bei ihrer jüngsten Sitzung einen Fonds von 100 000 Euro zur Verfügung, mit dem Projekte der Gemeinden im Bereich der Flüchtlingsarbeit finanziert werden können. Die ersten vier Projekte wurden jetzt genehmigt. "Der Kirchenkreis setzt einen besonderen Schwerpunkt auf die Bereiche Qualifizierung und Vernetzung", fasst Denker zusammen.

Oft ist viel Hilfsbereitschaft da, aber in der Arbeit der Initiativen bleiben viele Fragen offen: Wie wird mit Spenden umgegangen? Was ist mit der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge? Wer hat Anspruch auf Sprachkurse? Und immer wieder tauchen juristische Fragen auf. Deshalb bietet die Philippus-Akademie, die Bildungseinrichtung des Kirchenkreises, im Mai eine kostenlose Qualifizierung für Ehrenamtler an, bei der beispielsweise rechtliche Grundlagen vermittelt werden. Außerdem gibt es eine Ausbildung zum Verfahrensberater.

"Wir hoffen, dass Ehrenamtler, die die Basisqualifikation absolviert haben, Interesse an der Fortsetzung haben", sagt Martina Wasserloos-Strunk von der Philippus-Akademie. Verfahrensberater können Flüchtlinge durch das gesamte Antragsverfahren begleiten. Und das ist bitter nötig. "Flüchtlinge kommen immer wieder mit Anträgen zu uns, die so formuliert sind, dass auch Deutsche Schwierigkeiten haben, sie zu verstehen", erklärt Ruth Goedeking, die seit vielen Jahren in Waldniel in der Flüchtlingsarbeit aktiv ist. Außerdem will der evangelische Kirchenkreis die Vernetzung der Initiativen unterstützen, damit nicht jeder Helfer das Rad neu erfinden muss. Beim Diakonischen Werk wird eine Koordinationsstelle eingerichtet, bei der sich Ehrenamtler informieren können. Es soll Listen mit Ärzten und Rechtsanwälten geben, Informationen über bestehende Gruppen. Menschen, die sich engagieren möchten, sollen vermittelt werden. Außerdem ist geplant, auch Fortbildungen für Flüchtlinge anzubieten. Hier sollen Fertigkeiten vermittelt werden, die auch dann sinnvoll einzusetzen sind, wenn die Flüchtlinge in ihre Heimatländer zurückkehren - zum Beispiel Erste-Hilfe-Kurse.

Kosten für Flüchtlinge: Die wichtigsten Antworten
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Foto: dpa, rwe lof

"Wir profitieren bei diesen Angeboten davon, dass die Kirche in der Flüchtlingsarbeit eine lange Erfahrung mitbringt, auf die Logistik und die Bildungskompetenzen eigener Einrichtungen zurückgreifen kann", sagt Denker, der aber gleichzeitig betont, dass in der Flüchtlingsarbeit fast ausschließlich ökumenisch gearbeitet wird und die Angebote selbstverständlich für alle offen sind. "Wir würden auch gern mit einem islamischen Kulturverein kooperieren, der Projekte in der Flüchtlingsarbeit plant", unterstreicht der Superintendent.

Gute Erfahrungen haben die kirchlichen Initiativen mit Foren gemacht, in denen sich alle Interessierten treffen. In Giesenkirchen gebe es das Flüchtlingsforum Friesenstraße, berichtet Pfarrer Albrecht Fischer. "Da treffen sich regelmäßig engagierte Bürger und es sind vielfältige Aktivitäten daraus entstanden", sagt er. Das Erfreulichste: Gerade die Menschen, die der Unterbringung von Flüchtlingen in ihrer Nähe zuerst besonders skeptisch gegenüber stehen, engagieren sich stark, wenn sie in solchen Foren in konkrete Hilfsangebote eingebunden werden.

Informationen zu den geplanten Qualifikationen: Bildungs- und Öffentlichkeitsreferat Philippus-Akademie, Martina Wasserloos-Strunk, 02166 615929. Email: oeffentlichkeitsreferat@kkgn.de

(arie)
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