Mettmann Zwangskastration für Katzen

Mettmann · Tierschützer in Mettmann, Erkrath und Wülfrath befürworten die Kastrationspflicht, um das Elend der Tiere einzudämmen. Die Städte können die gesetzliche Grundlage schaffen. Die Kosten tragen die Tierschutzvereine.

Mettmann: Zwangskastration für Katzen
Foto: M. Reuter

Eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen gibt es bereits in 70 deutschen Städten, jetzt kommt die Stadt Neuss hinzu. Ziel ist es, die explodierende Zahl der wilden Katzen zu senken. Für Dr. Martin Müschenich, Tierarzt und 2. Vorsitzender des Tierschutzvereins in Mettmann, ist die Sache klar: "Es ist der einzige Weg, das Katzenelend zu beenden beziehungsweise die Vermehrung zu kontrollieren." Aus diesem Grund verlangen Experten, dass auch im Kreis eine Kastrationspflicht kommt.

In Wülfrath hat sich der Tierschutzverein an die Stadt gewandt, zum einen um über die Unterbringung von Tieren zu reden und zum anderen über die Einführung der Kastrationspflicht für freilaufende Katzen. "Mit einer Satzungsänderung müsste die gesetzliche Grundlage geschaffen werden", sagt Ordnungsamtsleiter Reinhard Schneider. "Zunächst ist die Frage zu klären, ob und wie die Pflicht durchgesetzt und überprüft werden kann."

Kastration kostet 70 bis 120 Euro

Wolfgang Kohl, Vorsitzender des Tierschutzvereins Mettmann erklärt, warum die Zwangskastration für Freigänger unumgänglich ist. "Freilaufende Tiere produzieren Nachwuchs. Der wird draußen geboren, oft bei schlechter Witterung. Die Tiere verwildern, gewöhnen sich nie mehr an Menschen. Sie fangen sich Krankheiten ein und krepieren." Kohl, seit 1998 Vorsitzender, weiß aus Erfahrung, dass es immer mal wieder Zeitgenossen gibt, die schwangere Katzen aussetzen, weil sie zu Hause mit der Geburt nichts zu tun haben wollen.

"Dann kommen die Tierschutzvereine ins Spiel. Bürger rufen an und melden streunende Katzen", berichtet Kohl aus der Praxis. Junge Tiere können mit der Hand eingefangen werden, Erwachsene mit der Katzenfalle. Die Tiere werden kastriert, am Ohr gekennzeichnet und geimpft. "Bei 30 Tieren im Jahr kommen locker 5000 Euro an Kosten zusammen." Getragen werden sie vom Verein über Spenden und die Beiträge seiner 260 Mitglieder.

Die meisten Halter lassen ihre Katzen freiwillig kastrieren, weiß Müschenich. Doch es gibt nicht wenige, die dies nicht tun — aus Gleichgültigkeit oder aus finanziellen Gründen. Feste Preise gibt es nicht. In der Gebührenordnung für Tierärzte beträgt der einfache Satz für die Kastration eines Katers 70 Euro, wegen der deutlich aufwendigeren Operation bei einer Katze 120 Euro. Bis zum dreifachen Satz können in Rechnung gestellt werden.

Die Sorge, bei einer Kastrationspflicht werde die Hauskatze aussterben, sei unbegründet, betont Müschenich und verweist auf Tiere aus dem Handel und Geburten auf Bauernhöfen und in Reitställen. Die Kommunen müssen wollen, sagt Wolfgang Kohl. Der Tierschutz sei als Staatsziel im Grundgesetz verankert. Die Zwangskastration sei erforderlich. Bis auf den Straßenverkehr hätten die Katzen keine natürliche Feinde, die die Population einschränken, fügt er hinzu.

Weniger Einsätze wegen wilder Katzen und weniger Kastrationskosten würde die Tierschutzvereine erheblich entlasten. Denen überlassen die Städte in der Regel diese Aufgabe. Den kleinen Zuschuss dafür zahlte die Stadt Mettmann 2011 erstmals nicht.

(RP)
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