Mettmann Zu große Klassen nerven viele Schüler

Mettmann · Unterrichtsausfall ist alltäglich an den weiterführenden Schulen. Auch in Mettmann. Meist sind es krankheitsbedingte Gründe. Doch dies ist "normal" und wird meist aufgefangen. Mit der Lehrerversorgung insgesamt sind die beiden Mettmanner Gymnasien "ganz zufrieden", wie Rudolf Kirschner, Schulleiter am Konrad-Heresbach-Gymnasium (KHG), und seine Kollegin Sabine Thomas vom Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) sagen.

 Das KHG meldet wieder Rekord: 139 Schüler wurden fürs neue Schuljahr angemeldet. In der Mensa gibt es genügend Platz.

Das KHG meldet wieder Rekord: 139 Schüler wurden fürs neue Schuljahr angemeldet. In der Mensa gibt es genügend Platz.

Foto: Dietrich Janicki

Doch in einigen Fächern könnte man mehr Pädagogen gebrauchen. Mathematik, Latein, Physik und Englisch seien sogenannte Mangelfächer, sagt Thomas. Am KHG werden Lateinlehrer gesucht. "In Mathematik und Chemie sind wir aber sehr gut aufgestellt", sagt Kirschner.

Ein Problem wird es mit den Referendaren geben. Gründe für die Entwicklung sind das verkürzte Referendariat von 24 auf 18 Monate, wodurch einmalig und erstmals Tausende junge Lehrer in NRW gleichzeitig ihre Ausbildung beenden werden. Hinzu kommt der doppelte Abitur-Jahrgang in diesem Jahr. Dadurch verlassen zwei Klassenstufen auf einmal die Schule. Im nächsten Jahr gibt es weniger Schüler. Weil Lehrerstellen aber von der Anzahl der Schüler abhängen, verschärft das die Situation für Neueinsteiger.

Die jungen Lehrer, die keine Anschlussstelle haben, bekommen noch nicht mal Arbeitslosengeld, weil sie als Referendare Beamte auf Widerruf sind und deswegen auch nicht in die Arbeitslosenversicherung einbezahlt haben. Ihnen bliebe nur Hartz IV.

Am KHG und am HHG sind die Referendare fest in den Stundenplan eingebaut. Am HHG leisten sie 54 Unterrichtsstunden in der Woche, am KHG sind es gar 72. Die neuen Referendare, die zum 1. Februar an den Gymnasien im Unterricht eingesetzt werden müssen, bedingen, dass viele Schüler neue Lehrer bekommen. "Und das ist sehr schlecht", sagt Kirschner. Denn: Die Schüler müssen nach einem halben Jahr wieder mit einem neuen Lehrer zurecht kommen. "Ich werde mit vielen Eltern Gespräche führen müssen", sagt Kirschner, der schon jetzt Verärgerungen befürchtet. "Mit einem Wechsel im Halbjahr in diesem Ausmaß haben wir bislang keine Erfahrungen gehabt. Das ist völlig neu für uns," so der Oberstudiendirektor.

Immer wieder kommt es zu Beschwerden von Schülern, Eltern und Lehrern über schlechte Unterrichtsbedingungen. Als ein Grund wird vor allem die Klassengröße angeführt. Der FDP-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Dirk Wedel hat daher eine Kleine Anfrage an die rot-grüne Landesregierung gerichtet, um die aktuelle Faktenlage hinsichtlich der Klassengrößen in Mettmann zu erfahren.

Wie aktuellen Daten des Schulministeriums zu entnehmen ist, sitzen im Schuljahr 2012/2013 in insgesamt 15 Klassen aller Schulformen 30 oder sogar mehr Schüler. Besonders betroffen sind Gymnasien und Realschule mit sieben beziehungsweise drei Klassen. Bezogen auf das gesamte Stadtgebiet Mettmanns sind das 20 Prozent aller Gymnasialklassen und 16,7 Prozent aller Realschulklassen. Unter den großen Klassen leide die individuelle Förderung der Schüler, meint der Liberale. Nur ein leistungsfähiges Bildungssystem sei aber in der Lage, den Jugendlichen für das Berufsleben die notwendigen und geforderten Qualifikationen zu vermitteln. "Wir brauchen endlich eine flächendeckende Absenkung der Klassengrößen, um für Schülerinnen und Schüler bestmögliche Förderbedingungen zu ermöglichen", erklärt Wedel.

(RP)
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