Mettmann Zero ist rund - Otto Pienes Welt im Kunstraum

Mettmann · Es sieht fast so aus, als blicke der 2014 verstorbene Otto Piene durch ein Fenster in seine Ausstellung. An der Stirnwand, auf die der Betrachter zugeht, wenn er den Kunstraum betritt, hängt ein Porträtfoto des 86-jährigen Künstlers, das zwei Monate vor seinem Tod aufgenommen wurde, als Galerist Till Breckner ihn in den USA besuchte. Offen und freundlich ist Pienes Blick und von einer wachen Neugier. Von dieser Position aus schaut man ringsum auf sein facettenreiches Lebenswerk. Von frühen Grafiken, in denen die Farbe mit großer Energie zu explodieren scheint, bis hin zu den letzten Unikaten auf metallbeschichtetem Papier. Selbst die großen "Sky Events", wie der 700 Meter lange heliumgefüllte Regenbogen, den Piene zu den olympischen Spielen 1972 über den Münchner Himmel spannte, sind fotografisch dokumentiert.

 Galerist Till Breckner (links), Hildens Kulturamtsleiterin Monika Doerr und Karlernst Braun vor einem Foto, das Otto Piene zeigt.

Galerist Till Breckner (links), Hildens Kulturamtsleiterin Monika Doerr und Karlernst Braun vor einem Foto, das Otto Piene zeigt.

Foto: steingiesser

Das Manifest, das Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker 1963 als Protagonisten der Düsseldorfer Künstlergruppe Zero verfassten und in weißer Schrift auf ein schwarzes Rund drucken ließen, beginnt mit den Worten: "Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund." Ein Kreis schließt sich auch mit dieser Ausstellung, die am Sonntag um 11 Uhr eröffnet wird. Denn nach Heinz Mack und Günther Uecker in den Jahren 2000 und 2006 widmet das Hildener Kulturamt nun auch Otto Piene eine Einzelausstellung. Möglich macht das die gute Zusammenarbeit mit der Galerie Breckner und den Brüdern Braun vom Gewerbepark-Süd. Werke von Piene waren dort bereits in der Schau "Mack, Piene, Uecker" zu sehen. Das war 2012, also noch vor den gefeierten Zero-Ausstellungen der jüngsten Vergangenheit, die in New York, Berlin, Amsterdam und Istanbul von rund 700.000 Menschen besucht wurden. Das große Interesse an diesem wichtigen deutschen Beitrag zur internationalen Kunstgeschichte liegt in dem Mut zum Neuanfang begründet, den die jungen Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg bewiesen. Sie wollten weg von den Strömungen der Zeit und noch einmal ganz von vorn anfangen: bei null. "Ja, ich träume von einer besseren Welt", hatte Piene 1961 bekannt. "Sollte ich von einer schlechteren träumen? Ja, ich wünsche mir eine weitere Welt. Sollte ich mir eine engere wünschen?"

Otto Piene - Arbeiten auf Papier. Kunstraum Gewerbepark-Süd, Hilden Hofstraße 64. Bis 2. Oktober. Di.-Fr. 14-18 Uhr, Sa./So. 11-16 Uhr.

(stei)
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