An(ge)dacht Zeitumstellung steht bevor

Mettmann · Am kommenden Sonntag endet die Sommerzeit. In der Nacht zum Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Die Langschläfer freuen sich über eine Stunde länger im Bett. Eine Stunde geschenkt.

 Lutz Martini ist evangelischer Pfarrer in Hochdahl.

Lutz Martini ist evangelischer Pfarrer in Hochdahl.

Foto: Janicki

Aber stimmt das denn? Hat man uns die Stunde nicht zu Beginn der Sommerzeit genommen? Und was soll das überhaupt, dieses Hin und Her der Uhrzeit, von dem erwiesen ist, dass es wirtschaftlich nichts bringt, auch wenn dies einmal der Anlass zu dieser Regelung war. Unsinn wird durch seine dauernde Fortschreibung auch nicht besser!

Was mich aber noch mehr befremdet, ist der willkürliche Umgang mit der Zeit. Die Zeit nimmt ihren Lauf. Man kann sie nicht anhalten, zurück- oder vorstellen. Auf den Zifferblättern mancher historischer Uhren steht der Satz: "Tempus fugit" — Die Zeit flieht dahin. Sie ist ein flüchtiges und deshalb auch so kostbares Gut. Es gibt Momente im Leben, da mag man mit Goethe sprechen "Ach Augenblick, verweile, du bist so schön..." und doch weiß man, dass der Augenblick eben von Natur aus kurz bleibt. Manch einen umschleicht die Langeweile und er glaubt, die Zeit dehnt sich wie Gummi. Ganz verzweifelte Zeitgenossen, glauben, die Zeit mit irgendetwas "totschlagen" zu müssen und enden darum oft vor dem Fernseher oder im Internet. Von sehr vielen Menschen aber hört man den Satz: "Ich hab keine Zeit." Die Zeit ist knapp, die Schulzeit wurde verkürzt, die Studienzeit ebenso, die Verweildauer in Krankenhäusern wird immer kürzer und, und, und.

Ein merkwürdiges Phänomen, die Zeit. Mal zuviel davon, mal zuwenig, mal vor und zurück.

Und doch komme ich nicht los von der Vorstellung, dass Zeit dahin fließt wie ein Strom und dass man eben niemals in denselben Fluss steigen kann, weil er eben unaufhörlich fließt.

Herr Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie ist mir da relativ egal.

Ich glaube, dass ich von meinem Schöpfer Zeit geschenkt bekomme. Wie viel Lebenszeit ich habe, weiß ich nicht und das ist gut so. Aber ich habe in jedem Moment Zeit, soviel wie jeder andere Mensch auch. Ich kann diese Zeit füllen, nutzen oder vertrödeln. Ich kann mich freuen, Zeit zu haben und zu gestalten, aber ich kann nicht an der Zeit drehen, nichts wegnehmen und nichts hinzufügen.

Am Ende meines Lebens kann ich die geschenkte Zeit wieder zurücklegen in Gottes Hand, in der Hoffnung, dass er noch mehr daraus macht als ich mir nur erträumen kann. Dann will ich zu Gott sagen: Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31).

PFARRER LUTZ MARTINI, EVANGELISCHE KIRCHENGEMEINDE HOCHDAHL

(RP)
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