Wülfrath Wülfrath soll leise werden

Düsseldorf · Nach Vorgaben der Europäischen Union muss die Kalkstadt bis zum Jahr 2009 einen Aktionsplan gegen den Lärm aufstellen.2005 wurden sechs Millionen Kraftfahrzeug-Bewegungen gezählt.

Die Stadt Wülfrath muss gegenüber der Europäischen Union deutlich machen, wie sie die Lärmbelästigung der Bürger durch Lärm bekämpfen will. Planungsamtsleiterin Charlotte Singh bereitet im Rathaus den Aktionsplan vor, der nach den Sommerferien öffentlich diskutiert werden soll.

„Wir sind gerade durch das Netz gefallen“, sagt die Chefin der Stadtplaner. Im Zusammenhang mit den EU-Umgebungslärm-Richtlinien wurden in Wülfrath 2005 bei Verkehrszählungen gut sechs Millionen Kraftfahrzeuge pro Jahr ermittelt. Diese Zahl liegt dicht über dem Richtwert, ab dem das Land 2007 Kartierungen von betroffenen Städten und Gemeinden durchgeführt hat. Seit Frühjahr sind die Ergebnisse im weltweiten Netz. Bürger können im Internet nachprüfen, wo die Lärmbelästigung in ihrem Umfeld am höchsten ist.

B 224 und Kreisverkehr sind zu laut

„Wülfrath ist vergleichsweise leise“, sagt Umweltreferent Andreas Bornemann. Die meisten Autos rollen auf der autobahnähnlichen Bundesstraße 224. Am lautesten gilt der Bereich und den Kreisverkehr Mettmanner Straße/Flandersbacher Straße. Dort werden Werte von über 75 Dezibel tagsüber und 70 Dezibel nachts. Als Beeinträchtigung gelten ein Schalldruck tagsüber von über 70 und nachts von über 60 Dezibel.

„Man kann davon ausgehen, dass das in Wülfrath 30 Menschen betrifft“, sagte Bornemann. Die Verwaltung mutmaßt, dass bei den errechneten Werten, die eine Überschreitung ergaben, längst vorhandene Schallschutzmaßnahmen nicht berücksichtigt wurden, beispielsweise an der Tangente. „Wir werden einen Ingenieur beauftragen, der das überprüft“, sagte der Umweltreferent.

Die EU-Umgebungslärm-Richtlinien wurden 2002 festgelegt. Die Umsetzung in Nordrhein-Westfalen zog sich wegen behördlicher Kompetenzstreitigkeiten über zwei Jahre hin. Nachdem die Kartierung im Frühjahr veröffentlicht wurde, ist Wülfrath jetzt wie andere Kommunen in der Pflicht, einen „Lärmaktionsplan“ zu koordinieren.

Er soll in mehreren Stufen abgearbeitet werden. Ziel ist letztendlich, die Lärmbelästigung zu reduzieren. Da die Stadt nicht Baulastträger der Straßen am Kreisverkehr und der Bundesstraße 224 ist, muss sie die verantwortlichen Behörden auffordern, lärmmindernde Maßnahmen zu ergreifen. Wenig kostenaufwendig wären beispielsweise Geschwindigkeitsbeschränkungen oder das Heraushalten von Lkw aus dem Stadtgebiet, deutete Bornemann an.

Charlotte Singh konnte den vorliegenden Werten auch etwas Positives abgewinnen. „Die Bürger können sehen, dass die Belastungen in Wirklichkeit gar nicht so hoch sind, wie sie vielleicht glaubten.“

Singh sieht es gelassen, dass Wülfrath jetzt wegen nur knapper Überschreitung der Grenzwerte den Aktionsplan gegen Lärm erstellen muss. Im Jahr 2012 werden die Lärmaktionspläne neu aufgelegt, danach weiter alle fünf Jahre. Dann aber soll die Schwelle niedriger gesetzt werden. Bereits Gemeinden mit drei Millionen Kraftfahrzeugbewegungen sollen einbezogen werden. Dann erreicht Wülfrath mit sechs Millionen schon heute das Doppelte.

(RP)
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