Wülfrath Wohnen und Arbeiten auf der Baustelle

Wülfrath · Bosnische Arbeiter errichten den Rohbau des Angermarktes im Zentrum der Stadt. Sie leben in Containern und fühlen sich wohl.

 Der Bosnier Jusic Fehin am Frühstückstisch im Container. Er wird noch einige Wochen in der Kalkstadt leben und arbeiten.

Der Bosnier Jusic Fehin am Frühstückstisch im Container. Er wird noch einige Wochen in der Kalkstadt leben und arbeiten.

Foto: Dietrich Janicki

Dass es ganz schön praktisch sein kann, direkt neben seinem Arbeitsplatz zu wohnen, kann jeder nachvollziehen. Nur ein paar Schritte durch die Kälte und schon steht Jusic Fehim in der Küche und macht sich einen Bohneneintopf warm. Doch er ist kein Wülfrather und die Küche, in der er steht, ist nicht sein Zuhause. Jusic Fehic gehört zu den 16 bosnischen Gastarbeitern, die zurzeit auf der Baustelle am Angermarkt arbeiten – und leben.

Bis zu sechs Monate haben die Maurer und Zimmerleute schon im Herzen der Kalkstadt verbracht. Zu zweit bewohnen sie die acht rund 12 Quadratmeter großen Container auf dem alten Stadthallen-Parkplatz. Die Mittagspause verbringen sie, wie auch an diesem Tag, meist in dem zusätzlichen Küchen- und Wohncontainer. Ein weiterer steht mit Toiletten, Duschen und Waschbecken als Gemeinschaftsbadezimmer zur Verfügung. In ihrem Gepäck haben die meisten Männer nur das Nötigste. Arbeitskleidung, ein paar Freizeitklamotten und oft einen Laptop, um über E-Mail und Skype den Kontakt in die Heimat zu halten.

Für Jusic Fehic ist diese Wohnsituation nichts Besonderes. Seit mittlerweile mehr als 15 Jahren kommt er für mehrere Monate zum Arbeiten nach Deutschland. Fragt man ihn, ob er Heimweh hat, lacht er: "Die paar Wochen? Das ist doch nicht lange!" Er selbst ist erst seit rund 14 Tagen in Deutschland, zuvor verrichtete ein Kollege, dessen Arbeitserlaubnis nun abgelaufen ist, seine Aufgabe auf dem Wülfrather Bau. "Bis zu neun Monate am Stück dürfen die Männer in Deutschland arbeiten", erklärt Andreas Wandschura, der momentan einzige Deutsche auf der Baustelle. Er ist als Angestellter der Rohbau-Firma "BV Bau" aus Oberhausen, die die bosnischen Arbeitskräfte "gemietet" hat, dafür zuständig, den täglichen Ablauf zu koordinieren.

Mit den bosnischen Arbeitern habe er bis jetzt nur gute Erfahrung gemacht, so der Polier. "Die Männer sind gut ausgebildet, verfügen somit über Fachwissen und sind bereit, bei Wind und Wetter gute Arbeit zu leisten." Denn genau dafür sind die Männer, die nach ihren geleisteten Stunden entlohnt werden, hier. "Ich bin noch nicht weiter als Penny Markt gekommen", schmunzelt da auch Jusic Fehic. Sightseeing stehe bei seinen Deutschland-Aufenthalten nicht auf dem Programm. Denn die Zeit rast – durch das kalte Wetter konnten die Arbeiter nicht so schnell vorankommen wie geplant. Auf dem Dach hat sich über die letzte Woche eine dicke Eisschicht gebildet, die es lebensgefährlich macht, darauf zu gehen. Doch bis Ende Februar soll der Rohbau fertiggestellt sein. Dann verlassen Jusic Fehic und seine Kollegen ihre Wohncontainer, um zurück nach Bosnien in ihr richtiges Zuhause zu fahren.

(RP)
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