Mettmann Wo es im Blumenladen auch Kaffee gibt

Mettmann · Claudia Ludwig hat ihr Geschäft umgebaut. Die Menschen kommen vom Friedhof in das Café.

 Claudia Ludwig hat ein kleines Café in der Gärtnerei am Friedhof Lindenheide eingerichtet.

Claudia Ludwig hat ein kleines Café in der Gärtnerei am Friedhof Lindenheide eingerichtet.

Foto: Schümmelfeder

Ist das nun ein Café? Oder doch ein Blumenladen? Vielleicht auch ein Antiquitätengeschäft? Schaut man sich bei Claudia Ludwig um, bleibt der Blick eigentlich in jeder Ecke hängen. Und von diesen besonderen Ecken gibt es viele im Friedhofs-Blumenladen-Cafe "FiLu" an der Lindenheider Straße. Der erste Eindruck: Hier ist jemand mit Leidenschaft und Herzblut bei der Sache. Das beginnt schon damit, dass man von Farben umhüllt wird, bevor man überhaupt den ersten Schritt ins Haus getan hat. Wohin man auch schaut, überall Blumen. Weiter geht's im Wintergarten mit antikem Mobiliar. Und das ist von der gemütlichen Sorte. Kein Stuhl sieht aus wie der andere, dazwischen Holztische und ein alter Küchenofen. Vor der Couch hat sich gerade Familienhund Oskar für ein Nickerchen auf die faule Haut gelegt. Gleich nebenan ein paar Gäste, die sich ihren Kaffee schmecken lassen. Steht man schließlich drin im Laden, kommt man ins besagte Grübeln. Und bald schon ist klar, es ist beides: Café und Blumenladen. Ein ungewöhnliches und an diesem Ort dennoch naheliegendes Konzept.

"Kaffee gab's schon länger, aber im vergangenen Jahr haben wir hier alles umgebaut", plaudert Claudia Ludwig über das, was man auch ein Kleinod nennen könnte. Lachend schaut sie an der Bilderwand entlang. Dort begegnet man Janis Joplin - einer Ikone der Hippiezeiten. "Ich liebe sie", schwärmt die 50-Jährige von der Musik der amerikanischen Rockröhre. Direkt gegenüber im Schatten der Musikanlage: Stevie Wonder. Auch er seit Jahrzehnten unterwegs mit Pop, Blues und Soul. Mittendrin wieder alte Möbel. Und Blumen über Blumen.

Bei so viel Lebensfreude wird man erst auf den zweiten Blick gewahr: Direkt nebenan ist ein Friedhof. Und diejenigen, die hier Blumen kaufen oder einen Kaffee trinken wollen, bringen oft traurige Geschichten mit. Ein lieber Mensch ist gestorben, man besucht ihn am Grab. Der Bus zurück nach Hause fährt erst in einer Stunde und dann gibt es dort dieses kleine Café. Man geht hinein, die Tränen der Trauer noch nicht getrocknet - und dort sitzen andere Menschen, denen es genauso geht.

Claudia Ludwig kennt diese Augenblicke und sie sagt darüber: "Man teilt viel Leid miteinander, aber hier wird auch oft gelacht." Vor allem am Wochenende sei ihr Blumenladen-Café ziemlich voll. Wer einen vertrauten Wegbegleiter verloren hat, fühlt sich gerade an solchen Tagen allein. Und dann steht Claudia Ludwig mit einem wärmenden Cappuccino am Tisch. Die Themen sind andere, als sie es in einem normalen Straßencafe wären. Man ist schnell mittendrin in der Lebensgeschichte, die an einem solchen Ort von Trauer umfangen ist. "Trauerarbeit ist nicht leicht", weiß die Inhaberin von "FiLu", die schon seit beinahe drei Jahrzehnten in ihrem Blumenladen steht. Anfangs eben noch ohne Kaffee, der kam erst viel später dazu.

Viele ihrer Gäste kennt sie seit Jahren, und die wiederum wissen so einiges aus dem Leben von Claudia Ludwig, die sich selbst so erinnert: "Ich habe auch schon schwere Zeiten durchstehen müssen und damals stand ein ganzer Friedhof hinter mir."

(magu)
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