Mettmann WM-Tauschbörse: Auf der Suche nach Torwart Manuel Neuer

Mettmann · Für ein komplettes Panini-Sammelalbum müsste man theoretisch 4500 Bilder kaufen. Die Mettmanner setzen in der Stadtbücherei lieber auf Tauschen.

 Friedel Lamers (l.) hatte den Fußballbilder-Tauschtag in der Stadtbibliothek organisiert, zu dem viele kleine und große Sammler kamen.

Friedel Lamers (l.) hatte den Fußballbilder-Tauschtag in der Stadtbibliothek organisiert, zu dem viele kleine und große Sammler kamen.

Foto: D. Janicki

Pensionär Friedel Lamers ist fußballbegeistert. Stolz trägt er das Nationaltrikot, das ihm seine Tochter zum Vatertag schenkte. Angefeuert von der Hochstimmung zur WM beschloss er in der Stadtbibliothek, ein Fußball-Fest samt Tauschbörse für Spielerbilder angestoßen.

Im Scherz warnt der Initiator vor der Obsession exzessiven Bildersammelns: "Es wird zur Sucht, wenn Sie einmal damit anfangen." Sein Herzblut geht zurück auf die A-Jugend, als er aktiv bei den Sportfreunden, den Vorläufern von Mettmann Sport, kickte. Lamers kann den Mythos von dem ungleichen Vorkommen der Bilder bestätigen: "Den Neuer habe ich bloß einmal. Rene Adler habe ich 14 Mal, dabei ist der in Brasilien gar nicht dabei." Seine Alben sind komplett, auch Dank Tauschbörsen, wie der im Lottogeschäft von Jürgen Grewing an der Talstraße 10. Mathematiker errechneten, dass wegen der vielen Dopplungen ein Sammler ohne Tausch rund 4500 Panini-Bilder für ein komplettes Album kaufen muss. Das lohne nicht, meint Lamers: "Man muss das Tauschen nur publik machen und die Leute kommen. Und dann finden sich die Tauschpaare." Büchereileiterin Imke Ridder staunte über das Erscheinen 35 hochkonzentrierter Tauschern: "Es ist witzig, dass am Ende die Eltern übrig bleiben."

Derweil spielte ein Teil der Kinder an dem von den Spielplatzpaten erdachten und in der Freizeitwerkstatt gewohnt stabil gebauten mobilen Luft- und Wasserfußballbrett. Die anderen Kinder scharrten sich um die vom Blotschenmarkt als Nikolaus bekannte Stimme des Lesepaten Werner Becker. Den Lesestoff ließ der Stadtmitarbeiter von der aufmerksamen Zuhörerschaft wählen. Diese entschieden sich für das Kinderbuch 'Die fantastischen Elf'. Es geht um eine Bambini-Mannschaft, die kurz vor dem entscheidenden Saisonfinale steht. Als die Aufmerksamkeit schwindet, hat Becker noch eigens erlebte Sportanekdoten auf Lager. So erzählt er, wie er seinen Sohn zum Jugendtraining beim SV Hilden-Nord bracht. Einer der Mitspieler war damals der spätere Nationalspieler Michael Tarnat, dessen Eltern die Sportplatzgaststätte betrieben. Viel früher, als Soldat, trug er mit einer Fernmeldeeinheit die Olympiade 1972 per Funk in alle Welt. Als begnadeter Linksfüßler lief Becker zwischen den Büchern nicht nur zu stimmlicher Bestform, sondern auch in historischer Trikotage auf.

(RP)
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