Mettmann Wie man selbst Schuhe herstellen kann

Mettmann · Der Mettmanner Schumachermeister Rolf Rainer lud Teilnehmer aus ganz Deutschland ein.

 Isabelle Bank (li.) bekommt beim Schuhworkshop von Rolf Rainer eine genaue Anleitung, wie Leder und Leiste zusammen genäht werden.

Isabelle Bank (li.) bekommt beim Schuhworkshop von Rolf Rainer eine genaue Anleitung, wie Leder und Leiste zusammen genäht werden.

Foto: Stephan Köhlen

Mit einem Heißluftfön erwärmt Morris Czygan ein halbrundes Stück Plastik. Dann muss es schnell gehen. Mit ein wenig Hilfe von Schuhmachermeister Rolf Rainer wird das noch formbare Teil auf das Futterleder geklebt und unter die Brandsohle umgeschlagen. Wenn es erkaltet ist, bildet es die Steifkappe in der Schuhspitze. Beim zweiten Schuh kriegt Morris Czygan es dann ganz alleine hin. Langsam nimmt sein sandblauer Schuh mit roten Rändern Gestalt an.

Morris Czygan ist genau wie Isabelle Bank Teilnehmer eines Schuhmacher-Workshops in der Werkstatt von Rolf Rainer. In sechs bis zwölf Arbeitstagen können Interessierte ihr eigenes Paar Schuhe von Grund auf selber machen und lernen dabei Theorie und Techniken des Schuhmacherhandwerks. "Ich will den Menschen den Zugang zum Handwerk ermöglichen", sagt Rolf Rainer. "Im Schuhgeschäft mit seinen industriellen Massenprodukten hat man keinen Bezug zum Handwerk". Erst, wenn man einmal selber mit den Materialien und Werkzeugen gearbeitet habe, verstehe man den Wert traditionell handgefertigter Produkte. Nachhaltigkeit ist Rolf Rainer wichtig. "Man braucht 1.000 Liter Wasser, um ein Kilogramm Leder herzustellen", weiß der Meister. So ein Naturprodukt sollte nicht zum Wegwerfgegenstand werden. Ein handgefertigter, rahmengenähter Schuh hält ein Leben lang und kann ganz leicht repariert werden. "Das motiviert mich, dem Wert des Leders gerecht zu werden" sagt Rainer. Im Workshop kann jeder seine individuellen Vorstellungen einbringen und entweder vom Schnittmuster bis zur Sohle alle selbst machen, oder Module zum Zusammenbauen erwerben. Isabelle Bank hat sich ein vor gefertiges Oberteil besorgt und näht nun Schaft und Brandsohle mit einem sogenannten Rahmen zusammen. Dazu benutz man keine Nadel, sondern sticht die Löcher mit einem Werkzeug und zieht den Plastikfaden von Hand durch.

"Ich bin der letzte meines Fachs in der Region Düsseldorf, der noch ausbildet", erklärt Rolf Rainer. Im letzten Jahr habe er in Düsseldorf das erste deutschsprachige Maßschuhmachertreffen veranstaltet. Das Interesse am Austausch sei groß gewesen, doch es gebe viel zu wenige Schuhmacher. Auch das ist ein Grund, die Workshops anzubieten: um Nachwuchs heranzuführen. Wenn der Teilnehmer einen anderen Beruf hat, empfiehlt er das Handwerk in seinem Bekanntenkreis. "Wenn das Interesse geweckt ist, hört Morris doch nie wieder auf, sich mit Schuhen zu beschäftigen" glaubt Rainer. Lehrlinge auszubilden sei ein Zuschussgeschäft, doch die Workshops tragen sich selbst. "Wenn einer sagt, es habe ihm Spaß gemacht, ist das mehr wert als Geld", sagt Rolf Rainer.

(tpp)
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