An(ge)dacht Wie kommt Gott dazu

Mettmann · Mir zu sagen, was ich tun oder lassen soll?", fragte vor vielen Jahren eine selbstbewusste Konfirmandin. Das war provokativ gemeint, also erwartungstreu für eine 14-jährige. Es ging um die 10 Gebote. Die Fragerin gehörte zu den jungen Menschen, die mit viel Energie versuchen, ihren Weg ins Leben zu gestalten und sich dabei mit fertigen Lösungen nicht zufriedengeben. Und ich hoffe immer noch inständig, dass meine Antwort damals so gut war wie die Frage. Aber sicher bin ich mir da nicht. Doch weil es heißt, manchmal zumindest, dass es nie zu spät ist, soll die Antwort die nächsten Zeilen füllen. Warum? Weil mich die ganze (Themen-) Woche schon die ARD fragt: Woran glaubst Du?

Mich freut die Frage, weil sie mich, wenn ich es zulasse, im Innersten erreicht. "Was ist eigentlich zweifelsfrei für Dich?" So höre ich die Frage. Und, das ist keine Frage, sie wird umso wichtiger, als die tägliche Welt, die mir in ARD und ZDF und Rheinischer Post begegnet, wenig Anhalt bietet, meinen Wunsch nach Verlässlichkeit zu erfüllen.

Eine Regierungschefin verzockt eine Wahl, Verlässlichkeit sieht anders aus. Da, wo Entscheidungen für Völkerwohl und-wehe getroffen werden, wird die Welt zur Bühne eines absurden Theaters.

Woran ich glaube? Dass das verlässlich Gute keine Idee, sondern eines jeden Menschen Gabe ist. 8 Mrd. Möglichkeiten, dass das Gute wird für diese Welt. Ist das nicht eine atemberaubende Vorstellung. Woran ich glaube? Dass wir diesen Schatz nur heben müssen, und die Welt verändert ihr Gesicht. Wie das geht? Indem ich der Frage der Konfirmandin nachspüre: "Wie kommt Gott dazu, mir zu sagen, was ich tun soll? Er kommt dazu, weil er jedem seiner Menschen seine Idee vom Leben eingehaucht hat. Und alles, was dann in der Bibel der Geschichte von Adam folgt, ist ein steter Hinweis darauf, was wir vermögen. DAS GUTE!

Auch die 10 und die anderen 600 Gebote der Bibel sind nichts anderes als das, ein Hinweis darauf, was ich bin und vermag, für mich und immer auch für den Menschen mir gegenüber. Also, wie kommt Gott dazu? Ich will mal so sagen: Wenn es Gott nicht gäbe, dann müsste man ihn erfinden! Denn es, das Menschsein, es braucht eine Autorität, die mich und dich wachruft und mahnt, dem Guten zu folgen. Wie kommt Gott dazu? Weil das Gute, das er will, in Liebe gründet. Das ist doch als Grund völlig überzeugend, finde ich. Liebe ARD, wenn Du mich fragst, was ich glaube, das glaube ich. Gott spricht: Ich habe Dir heute vorgelegt die Wahl zwischen Leben und Tod. Wähle das Leben.

Das glaube ich.

JÜRGEN ARTMANN, PFARRER DER EV. KIRCHENGEMEINDE METTMANN

(RP)
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