Mettmann Musikunterricht in Zeiten von Corona

Der Videochat ist eine Alternative, um Schüler und Lehrer trotz Kontaktsperre zusammenzubringen und gemeinsames Proben zu ermöglichen. Das klappt erstaunlich gut. Ein Paar Anläufe braucht es aber schon.

 Der Gitarrist Christoph Kirschbaum in seinem hauseigenen Musikstudio in Mettmann.

Der Gitarrist Christoph Kirschbaum in seinem hauseigenen Musikstudio in Mettmann.

Foto: "Köhlen, Stephan (teph)"/Köhlen, Stephan (teph)

Weil derzeit privater Unterricht nicht stattfinden darf, müssen Schüler und Lehrer neue Wege zueinander finden. Das klappt erstaunlich gut. Ein Paar Anläufe braucht es, bis alle technischen Schwierigkeiten beseitigt sind, doch dann steht die Verbindung und Gitarrenlehrer Christoph Kirschbaum kann mit dem Musikunterricht beginnen – wenn auch etwas anders als sonst.

Die Corona-Krise zwingt auch Musiklehrer und -schüler dazu, neue Wege zu gehen. Statt dem gewohnten Einzel- oder Gruppenunterricht sehen sich Schüler und Lehrer nun per Videochat. „In der aktuellen Situation ist das natürlich ein enormer Vorteil, dass ich mit meinen Schülern trotz der Ausgangsbeschränkungen verbunden sein kann“, sagt Christoph Kirschbaum, der seit 1980 in Mettmann als Gitarrenlehrer arbeitet.

„Natürlich kann der digitale Unterricht keinen normalen Musikunterricht ersetzen, dazu fehlt es einfach noch an technischen Innovationen“, meint Kirschbaum. Aber seine Schüler sind trotzdem von der Sache begeistert, rund 80-90 Prozent nehmen das digitale Angebot wahr.

Vor allem in einem Punkt hinkt der digitale Musikunterricht jedoch hinter dem herkömmlichen Unterricht her. Die Verzögerungen im Videochat machen es nahezu unmöglich, zusammen zu musizieren. Auch ein Gitarrenensemble, das Kirschbaum leitet, muss aktuell pausieren. „Alle Konzerte und Proben fallen im Moment flach, eine Ensembleprobe per Videochat würde ja eine Wahnsinns-Technik voraussetzen“, verrät Kirschbaum ein wenig wehmütig.

Trotzdem bleibt er optimistisch: „Ich hoffe, dass man bald auch wieder ‚persönlich‘ miteinander Musik machen kann. Und vielleicht erlebt die Digitalisierung durch die aktuelle Situation ja einen neuen Schub.“ Bis dahin, so Kirschbaum, komme man immerhin auch mal zu Dingen, die sonst eher liegen bleiben würden. „Vor etwa einem Jahr haben wir mit dem Gitarrenensemble eine Version von Georges Bizets ‚Habanera‘ aufgenommen. Die konnte ich jetzt endlich fertig bearbeiten und auf meinem Youtube-Kanal hochladen“, erzählt Kirschbaum.

Auch für Musikstudenten hat sich der Alltag durch das Corona-Virus stark verändert. Für die Mettmannerin Marianne Reh, die an der Essener Folkwang-Universität Klarinette studiert, finden Proben und Unterrichtseinheiten nun auch digital statt. „Das ist eine gute Notlösung, die aber kaum den gewöhnlichen Einzelunterricht ersetzen kann, da Klang und Tonqualität digital einfach nicht so gut sind wie im Original“, sagt Reh, die auch selbst seit Neuestem digitalen Unterricht für ihre Schüler gibt. „Für uns Studenten ist es natürlich von Vorteil, dass wir trotz der Krise einen strukturierten Tagesablauf haben“, erzählt Reh weiter.

Am meisten Sorgen bereitet ihr, dass sämtliche Konzerte und Meisterkurse bis auf Weiteres abgesagt sind. „Das ist natürlich für meine persönliche Entwicklung auf dem Instrument ein Einschnitt. Ich fürchte zudem, dass viele kleine Orchester die Krise nicht überleben werden – gerade für freie Musiker ist die aktuelle Situation wirklich kritisch“, berichtet die Klarinettistin.

Trotzdem hält sie die Einschränkungen für sinnvoll und notwendig: „Die Gesundheit geht natürlich vor.“ Und so wird es wohl noch eine Zeit dauern, bis die Musiklehrer und -schüler wieder gemeinsam Musik machen können.

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