Erkrath Wie gelingt Migration?

Düsseldorf · Die FDP hat den Griechen Dr. Jorgo Chatzimarkakis zur Diskussion in die Stadthalle eingeladen. Seiner Ansicht nach sind nicht nur ausländische Mitbürger, sondern auch Ältere und Behinderte in Deutschland benachteiligt.

Ausländer oder Bürger mit Migrationshintergrund, Ausländer der 2. und 3. Generation oder Neudeutsche? Es gibt viele Begriffe, die etwas beschreiben sollen, das eigentlich viel zu komplex ist, als dass es in kurze Worte gefasst werden könnte. Zudem ist das Thema Migration ist nicht nur vielschichtig, sondern auch äußerst sensibel. Um die Problematik von einer vielleicht ganz neuen Seite zu beleuchten und gemeinsam mit Erkrather Bürgern über dieses Thema zu diskutieren, hatte die FDP Dr. Jorgo Chatzimarkakis in die Stadthalle eingeladen. Er ist Mitglied des Europäischen Parlaments, stammt selbst aus Kreta und besitzt sowohl die griechische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit.

"Will man sich mit dem Thema Migration befassen, muss man zunächst ganz woanders ansetzen", eröffnet Chantzimarkakis seinen Vortrag. Die Diskussion müsse dort beginnen, wo es um um Lebensfragen ginge. Integration bezeichnet den Zugang zu wesentlichen Bereichen der Gesellschaft. Dieser Zugang bliebe jedoch nicht nur vielen Ausländern verwehrt, sondern auch ältere Menschen ohne Migrationshintergrund, Behinderte und Frauen könnten häufig nicht richtig am Leben teilhaben, sagt der Referent.

Willkommenskultur aufbauen

Doch wo genau muss man ansetzen, um etwas an der Situation zu verbessern? Chatzimarkakis fordert, Ausländer der 2. und 3. Generation nicht länger als deklassierte Minderheit, sondern als Teil der Zukunft unseres Landes zu sehen. Damit sie sich besser in die deutsche Gesellschaft integrieren können, müsse sich die gesellschaftliche Haltung ändern: "Wir können eine Wir-Republik werden, in der eine Willkommenskultur herrscht", beschreibt Chatzimarkakis seine Vorstellung. Diesen Schritt hätte Deutschland noch nicht getan, vielmehr würde alles Fremde hier erst einmal kritisch beäugt. Im Zusammenhang mit dem Thema Migration kommt Chatzimarkakis auch auf das Buch "Deutschland schafft sich ab" von Thilo Sarrazin zu sprechen. Mit vielen Thesen des Buches ist er nicht einverstanden, jedoch seien 60 Prozent von Sarrazins Aussagen nun einmal Realität, und deshalb wäre es falsch, den Autor und das was er zu sagen hat, einfach zu tabuisieren.

Die Politik dürfe vor Problemen nicht die Augen verschließen, sondern müsse sich mit der verpatzten Integration auseinandersetzen. Die Rolle der FDP soll es dabei sein, eine offene Gesellschaft der Lebenschancen vorzubereiten und eine neue Mentalität vorzuleben. Hierzu gab es einige Meldungen aus dem Publikum. Die deutsche Gesellschaft hätte vergessen, was sie überhaupt ausmacht. Wo eine Willkommenskultur entstehen soll, müsse zunächst das eigene Selbstverständnis gestärkt werden.

(RP)
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