Mettmann Wenn man bei der Tour de France arbeiten muss

Mettmann · Mitarbeiter von Geschäften ärgern sich, dass am Sonntag die Läden geöffnet haben und sie das Rennen verpassen.

Die Stadt Mettmann brüstet sich damit, dass die Tour durch Mettmann verläuft. Viel wird dafür getan: grüne Fahrräder überall, schöne Bepflanzungen etc. Das Stadtbild ist geprägt von der Tour de France. Das ist auch schön anzusehen und schadet niemanden - schreibt uns RP-Leser Philipp Stuhlmacher.

Was er aber nicht versteht: "Wie kommt die Stadt Mettmann jedoch nur auf die Idee, an so einem Tag einen verkaufsoffenen Sonntag einzurichten". Vielen Mitarbeitern der lokalen Geschäfte werde so die einmalige Chance genommen, an dem Großevent teilzuhaben. Sie müssen in den Läden stehen, während sich Tausende draußen amüsierten. So eine Chance komme vermutlich nie wieder, ärgert sich Stuhlmacher. Bei der Stadt Mettmann selbst stoße man auf taube Ohren. "Kritikfähigkeit oder flexible Umplanung stehen hier nicht auf der Tagesordnung".

Höre man sich bei den Betroffenen direkt um, so stoße man "größtenteils auf vollstes Unverständnis". Auch wenn rein theoretisch die Arbeit an verkaufsoffenen Sonntagen freiwillig sein soll, so ist davon in der Praxis wenig zu merken. Eine Chance, "Nein" zu sagen, hätten die Wenigsten. Viel zu groß sei bei vielen Beschäftigten die Angst vor möglichen negativen Folgen, beispielsweise einer Abmahnung oder gar Kündigung wegen mangelnder Flexibilität.

So werde vielen, die ohnehin schon eine 6-Tage-Woche haben, auch der letzte Ruhetag genommen. Und das Ganze für einen verkaufsoffenen Sonntag an einem ganz besonderen Tag, an dem viele Auswärtige durch Sperrungen für die Tour überhaupt keine Möglichkeit haben, nach Mettmann zu kommen. "Dieser verkaufsoffene Sonntag ist schon jetzt ein absoluter Reinfall", meint Stuhlmacher. Thomas Lekies, Sprecher der Stadt Mettmann, weist die Vorwürfe zurück. Die Werbegemeinschaften "ME Impulse", die Werbegemeinschaft der Königshof-Galerie sowie der Einzelhandel hätten sich dazu entschieden, dass an diesem Sonntag die Geschäfte geöffnet werden sollen. "Über den verkaufsoffenen Sonntag hat dann der Rat entschieden", sagt Lekies. Insofern sei es nicht richtig zu behaupten, dass die Stadt auf die Idee gekommen ist, zur Tour de France einen verkaufsoffenen Sonntag anzubieten. Das sei ganz klar die Idee des Einzelhandels gewesen.

In der Vergangenheit hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zahlreiche verkaufsoffene Sonntage in der Region verhindert. Von diesbezüglichen Bestrebungen in Mettmann ist bislang nichts bekannt.

(RP)
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