Erkrath Weltmarktführer aus Erkrath

Erkrath · Unternehmer Hasso von Blücher feiert seinen 70. Geburtstag. Der Erkrather gründet in den 1960er Jahren seine Firma, die heute weltweit Schutzanzüge herstellt und vertreibt. An seiner Heimatstadt Erkrath kritisiert er "Provinzialität" und "Wirtschaftsfeindlichkeit".

 Auf dem Gelände des Hallenbads entstanden neue Häuser.

Auf dem Gelände des Hallenbads entstanden neue Häuser.

Foto: DJ

Als Hasso von Blücher in den 1960er Jahren zur Bundeswehr ging, landete er bei einer ABC-Abwehreinheit in Sonthofen. "Ich war der Einzige, der unter lauter Bayern richtig Hochdeutsch gesprochen hat", sagt von Blücher und lacht. Verstanden hat er aber eine ganze Menge. "Mir wurde klar, dass die übrige Welt Deutschland als Schauplatz für den Dritten Weltkrieg auserkoren hat", sagt von Blücher, der vergangene Woche Freitag im Kreis von Familie und Freunden seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.

Angst vor dem Dritten Weltkrieg

Mehr als 7000 atomare Sprengköpfe waren damals auf dem Gebiet der Bundesrepublik stationiert. Dazu kamen 2,5 Millionen Soldaten und 50 000 Panzer. "Diese Erkenntnis war ein großer Schock für mich", sagt von Blücher, der nach der Bundeswehr seine eigene Firma gründete. Motiv: "Ein Versuch, etwas dagegen zu unternehmen und zwar außerhalb der Rüstungsspirale". 1969 gründete der studierte Philosoph die Blücher GmbH und verkauft Schutzanzüge gegen atomare, biologische und chemische Waffen an das Militär und an den Zivil- und Katastrophenschutz. Er setzt auf ein selbst entwickeltes Verfahren: kleine, etwa einen halben Millimeter große Kugeln die eine kaum zu glaubende innere Oberfläche von 1500 Quadratmetern pro Gramm haben.

Dort werden Schadstoffe, die von Außen eindringen, aufgenommen. Von Blüchers Schutzanzüge sind offenbar weitaus besser als die von der Konkurrenz. Sie schützen nicht nur vor ABC-Waffen, sondern auch gegen Wind, Kälte, Hitze und natürlich Insektenstiche, um Krankheiten zu vermeiden. Wenn es sein muss, schützen die Anzüge auch gegen Kugeln. Beim Einsatz in der Wüste ist sogar ein Kühlgerät integriert. Blücher gilt als Alleinlieferant der US-amerikanischen Teilstreitkräfte sowie der Mehrheit der NATO-Staaten. Von den 200 Mitarbeitern weltweit arbeiten 70 in der Brügger Mühle an der Mettmanner Straße in Erkrath.

"Am Verstand gezweifelt"

Als er die alte Papiermühle Ende der 80er Jahre kaufte, zweifelte ein befreundeter Düsseldorfer Immobilienexperte an von Blüchers Verstand. "Erkrath galt unter Immobilienexperten als schwarzes Loch, die Brügger Mühle als schlimme Bruchbude", sagt von Blücher. Mit viel Aufwand und Liebe zum Detail hat er den ehemaligen Industriekomplex Brügger Mühle aufwendig sanieren und modernisieren lassen. "Heute sind alle Büros vermietet, darunter viele bekannte Firmen wie die Fahrradmarke 'Giant' oder der Modehersteller 'Street One'", sagt von Blücher. Die Miete ist etwas teurer als anderswo. Aber die Brügger Mühle zeige, dass attraktive Gewerbegebiete im gelungenen Ambiente angenommen werden. Angenommen hat sich von Blücher auch seiner Heimatstadt Erkrath. Seit 2004 versucht er mit dem Projekt "Posemarré" Alt-Erkrath so etwas wie eine neue Stadtmitte zu geben. Nach einigen Verzögerungen sind nun die ersten Häuser fertig und in der Vermarktung. Doch wenn von der Vermarktung der Stadt Erkrath die Rede ist, verdunkelt sich das Gesicht des erfolgreichen Unternehmers.

Grüne leben in "Parallelwelt"

Die Neanderhöhe wäre seiner Ansicht nach ein ideales Gewerbegebiet. Die Erkrather Grünen leben offenbar "in einer Parallelwelt", wenn sie diese "räudige Wiese" neben dem Schrottplatz und dem Wertstoffhof zum Naturschutzgebiet erklären wollen. "Das dem die SPD als ehemalige Arbeiterpartei auch noch zustimmt, ist nichts als blanker Opportunismus", sagt von Blücher. Er habe die Fläche mal mit einem Ökologen abgewandert, dort sei nichts, was wirklich schützenswert sei. Von Blücher spricht von einer "wirtschaftsfeindlichen Haltung" in der Stadt. "Die Leute haben Angst, dass morgens um sechs laute Lkw vorbeifahren. Dabei gibt es Dienstleister, die um neun Uhr anfangen zu arbeiten." Mit dem neu gegründeten Wirtschaftskreis versucht der Unternehmer, Forderungen zu formulieren. Leer stehende Gebäude sollten besser vermarktet werden. Echter Ruhestand sieht wohl ganz anders aus. Auch mit 70 Jahren wird sich von Blücher weiter einmischen.

(RP)
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