Mettmann Weizenernte bricht massiv ein

Düsseldorf · 20 bis 30 Prozent geringer als im Durchschnitt fallen die Erträge bei den Landwirten aus. Ein langer, kalter und trockener Winter und die Hitzeperiode bringen manche Landwirte in eine wirtschaftliche Schieflage.

Die Hitzewelle in Deutschland, jedoch in erster Linie weltweite Vegetationsprobleme beispielsweise bei den großen Getreide-Exporteuren Russland und Ukraine, lassen die Preise explodieren. "Das ist der helle Wahnsinn", sagt Josef Aschenbroich, stellvertretender Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann und Landwirt in Langenfeld-Immigrath. "Es kommt kaum Getreide in den Verkauf", sagt Aschenbroich. Kostete eine Tonne Weizen im Vorjahr 120 Euro, sei der Preis im August 2010 fast auf das Doppelte – nämlich auf 220 Euro – gestiegen. "Die Börsenkurve geht täglich nach oben."

Die Ausfälle im Kreis Mettmann könnten je nach Bodenbeschaffenheit völlig unterschiedlich ausfallen, berichtet Martin Dahlmann, Vorsitzender der Landwirte im Kreis. Auf sandigen Böden entlang des Rheins müssten Bauern teilweise mit 50 bis 60 Prozent weniger Erträgen beim Weizen rechnen. Lehmhaltige Böden hingegen speicherten die Feuchtigkeit besser und brächten in diesem Sommer normale Erträge.

Das Getreide ist bereits notreif

Johannes Kircher, Landwirt aus Mettmann, beurteilt die Lage nicht ganz so schlimm. "Wir haben hier schwerere Böden, die die Feuchtigkeit besser halten. Gleichwohl hat die anhaltende Hitze eine Notreife beim Getreide ausgelöst. Wir können aber noch nicht ernten, da es zu nass ist. Kircher hofft auf eine paar sonnige Tage, um mit dem Mähdrescher auf Feld zu kommen. "Roggen und Dinkel sind gelaufen. Es gibt noch etwas Raps, der geerntet werden muss und der Weizen, der jetzt an die Reihe kommt." Vermutlich werde es durch die Notreife zu einem Qualitätsverlust beim Weizen kommen, sagt Kircher.

Aschenbroich, der auf 200 Hektar landwirtschaftlicher Fläche auch im Düsseldorfer Süden Getreide, Zuckerrüben, Raps und Mais anbaut, rechnet mit Einbußen aufgrund der Witterung: Nach den guten Erträgen in 2009 werde die Weizenernte wohl 20 bis 30 Prozent geringer ausfallen. Der Winter war lang, kalt und trocken. Im Mai sah alles noch "super" aus. Die Anfang Juli reife Gerste brachte den Landwirten normale Erträge. Die Raps- und Roggenernte lag dagegen um fünf bis zehn Prozent unter dem Durchschnitt.

In der mehrwöchigen Hitzeperiode bis Mitte Juli seien die Getreidepflanzen dann jedoch nur noch auf Sparflamme gewachsen, die Weizenkörner in den Ähren kleiner geblieben: "Schmachtkorn", lautet der Fachbegriff dafür.

Ein Mähdrescher, den Aschenbroich mit GPS ausgerüstet hat, hält für jeden abgeernteten Quadratmeter die Qualität des Getreides fest. Ernüchterndes Ergebnis: "Das Diagramm zeigt ganz schlecht bis mittelmäßig an." Auch die Zuckerrüben litten. Proberodungen, so Dahlmann, verhießen "nichts Gutes": Zu klein und geringer Zuckergehalt. Der Regen der letzten Tage tue gut. Auf das Gesamtergebnis werde er sich aber kaum noch auswirken.

Ändert sich die Wetterlage nicht, sei es möglich, dass der Weizen, dessen Ernte jetzt bevorsteht, nur noch als Futtergetreide verwendet werden kann. Der Roggen müsse spätestens in einer Woche abgeerntet sein, der Weizen sollte bis Ende der dritten Augustwoche folgen. Aschenbroich hofft, mit dem "blauen Auge davonzukommen" – nicht zuletzt, weil er auf seinem Hof auch 15 000 Legehennen hält. Er bedauert Kollegen, die sich auf den Ackerbau spezialisiert haben. Die könnten durchaus in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.

(RP)
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