Interview Weihnachtsfest hat Konfliktpotenzial

Mettmann · Mediatorin Brigitte Komescher spricht über Missverständnisse, die Hilfe von Außenstehenden und friedliche Weihnachten.

 Wenn Familien über die Feiertage viel Zeit haben, kommt es nicht selten zu unangenehmen Auseinandersetzungen, deren Ursachen schon lange im Untergrund schwelten. .

Wenn Familien über die Feiertage viel Zeit haben, kommt es nicht selten zu unangenehmen Auseinandersetzungen, deren Ursachen schon lange im Untergrund schwelten. .

Foto: Diagentur

Eine dritte Person einschalten — das kann bei vielen Konflikten helfen. Sei es zwischen Nachbarn, Kollegen oder in der Familie. Gerade zur Weihnachtszeit gibt es viel Konfliktpotenzial. Woran das liegt und wie Familien verhindern können, dass Streit eskaliert, erklärt die Mediationstrainerin Brigitte Komescher am Sonntag, 23. Dezember, ab 11 Uhr im "FrauenZimmer" der Vereinigung evangelischer berufstätiger Frauen, Mittelstraße 13, in Mettmann. Der Eintritt ist frei, um einen Beitrag zum Brunch-Buffet wird gebeten.

Warum kommt es ausgerechnet zu Weihnachten so oft zu Streit in den Familien?

In den Ferien oder jetzt während der Feiertage haben die Menschen mehr Ruhe und verbringen mehr Zeit miteinander. Da kommt manchmal das ein oder andere hoch. Gerade Weihnachten gibt viel Anlass für Konflikte. Fahren wir weg? Ist dann jemand beleidigt? Nach welchen Ritualen sollen wir feiern? Wo verbringen die Kinder getrennter Eltern die Feiertage? Oder auch: Was gibt es zu essen? Oft haben die Kinder einen anderen Geschmack als die Eltern.

Aber solche Fragen lassen sich doch friedlich regeln...

Komescher Solche Kleinigkeiten sind meist nur der Auslöser. Daher stehen ganz andere Konflikte. Da fallen schnell auch vorwurfsvolle Sätze wie 'Du hast immer...' oder 'Ich muss immer...' Menschen trauen sich oft nicht, offen über ihre Wünsche zu reden. Gerade Weihnachten möchte man es allen recht machen. Dann ist vielleicht äußerlich Ruhe, aber es herrscht kein innerer Frieden. Wenn das zu oft passiert, kommt es irgendwann zum offenen Konflikt.

Was können Familien dagegen unternehmen?

Komescher Wenn alle gerade aufgebracht sind, lässt sich meist keine Lösung finden. Lieber eine Nacht drüber schlafen und dann in Ruhe miteinander reden. Der israelische Kinder- und Jugendpsychologe Haim Omer sagt dazu "Schmiede das Eisen, wenn es kalt ist." Ich rate dazu, einen professionellen Mediator einzuschalten, wenn man merkt, dass es knirscht.

Was kann ein Mediator ausrichten?

Komescher In vielen Fällen liegen den Konflikten Missverständnisse zugrunde. Ein Mediator nimmt keine Position ein, sondern vermittelt und hilft den Beteiligten, Lösungswege für sich selbst zu entdecken. Jeder ist sich sicher, dass er recht hat, dabei kann der andere die Denkweise vielleicht gar nicht nachvollziehen. Mit einem Mediator ist beispielsweise bei Scheidungen oft gar nicht nötig, dass sich Paare über Anwälte miteinander streiten.

Dabei führen doch gerade Trennungen oft zu Auseinandersetzungen ...

Komescher Ein Mediator kann helfen, auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren. Streit, Trauer, Tränen kann er zwar nicht verhindern, aber reduzieren. Die Betroffenen — egal in welcher Situation — können selbst bestimmen, wann sie reden wollen und wie viel Zeit sie sich lassen möchten. Bei Trennungen geht es vor allem darum, dass man auch in Zukunft noch miteinander reden kann — erst recht, wenn das Paar Kinder hat. Aber eigentlich sollten die Paare lieber früher einen Mediator einschalten, wenn sie Kommunikationsprobleme bemerken. Ganz ohne Trennungsabsicht.

INA ARMBRUSTER STELLTE DIE FRAGEN.

(arm)
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