Wülfrath Warten auf den Frost: Der größte Baum der Stadt steht immer noch

Wülfrath · Die rund 30 Meter hohe Buche im Comberger Busch fault und muss gefällt werden. Wohl erst Mitte Januar kann der etwa 250 Jahre alte Baum fallen.

 Alfred Comberg und sein Berner Sennenhund Balou stehen an der alten Buche, die bald gefällt wird.

Alfred Comberg und sein Berner Sennenhund Balou stehen an der alten Buche, die bald gefällt wird.

Foto: dj

Sie fault an diversen äußeren Stellen und ist nicht mehr standsicher. Es ist die große Frage, wie es in ihr drinnen aussieht. Ist sie auch im Innersten krank, wird sie im Wald liegen bleiben und dort ihre letzte Ruhestätte finden. Ist sie aber dort noch gesund, kann ihr Holz noch verarbeitet werden.

Auf jeden Fall aber sicher ist eins: Die etwa 30 Meter hohe und geschätzte 250 Jahre alte Buche im Comberger Busch muss gefällt werden. Seit Wochen warten die Verantwortlichen auf eine längere Frostperiode, damit der Baum gefahrlos geschlagen werden kann. Doch das warme Wetter verhinderte das. "Die Buche steht noch und es wird sicherlich noch bis mindestens Mitte Januar dauern, damit sie bei der nötigen Kälte gefällt werden kann", sagte Alfred Comberg.

Die 30 Meter hohe Buche im Comberger Busch überragt alle anderen auf dem zehn Hektar großen Waldgebiet, sagt Comberg. Der heutige Eigentümer des Comberger Busches kennt die Buche von Kindesbeinen an. Er ist praktisch mit ihr aufgewachsen. "Wenn wir im Wald waren, mussten sich schon fünf oder sechs Kinder an die Hand nehmen, um den Stamm zu umfassen", erzählt er. Damals stand die größte Buche noch stark und stolz inmitten der anderen ihrer Art.

Doch damit ist Schluss. Die Buche muss weg. "Der Baum ist komplett geschädigt von Pilzen", sagt Comberg. Mitarbeiter des Kreises hatten sich im Sommer nach Wülfrath begeben und die alte Dame genau unter die Lupe genommen.

Ergebnis: Sie muss fallen — möglichst schnell, denn sie steht am Rand eines Feldwegs und könnte für Spaziergänger gefährlich werden. Der Ur-Wülfrather Klaus Jann erinnert sich gerne an die größte Buche Wülfraths. "Schon als Schulkinder sind wir mit unserem Lehrer dort hingepilgert. Und für Jahrzehnte war der Baum für die Wülfrather immer ein attraktives Ausflugsziel."

Alfred Comberg jedenfalls muss sie jetzt fällen lassen. Das kostet einige hundert Euro. Wenn der Baum denn endlich auf dem Waldboden liegt, wird er sehen können, ob er im Stamminneren noch Teile enthält, die nicht vom Pilz geschädigt sind. Dann ließen sich noch Teile des Holzes verkaufen. "Das würde den wirtschaftlichen Schaden mindern." Immerhin ist der Stamm kerzengerade, "das ist sehr selten", weiß er.

Schon vor Jahren fand die alte Buche die Aufmerksamkeit von Mitarbeitern des Forstamts. Die hatten versucht, mit den Bucheckern der alten Dame Nachzuchten zu schaffen. Ob's klappte? Niemand weiß es. Vor drei Jahren begann der Pilzbefall, erzählt Comberg. Damals trug die Buche noch eine riesige Krone, die alle anderen Bäume überragt. "Seit zwei Jahren hat sie keine Blätter mehr", sagt er.

Wer heute den kleinen Weg von Gut Comberg in den Buchenwald geht, sieht statt der stolzen Buche nur noch einen kargen Stamm und ein paar morsche Astgabeln. Am Fuß des Baumes nagt der Pilz unaufhörlich und sichtbar. Comberg wartet weiter auf den geeigneten Zeitpunkt für die Fällung. Es muss frieren, denn dann muss niemand der Arbeiter durch Matsch waten.

Dann wird der größte Baum in Wülfrath fallen — natürlich von den Profis so genau, dass die Buche in die kalkulierte Richtung fällt. Wenn er nur noch morsch sein sollte, "bleibt er einfach im Wald liegen", sagt Comberg. Die letzte Ruhestätte eben.

(RP)
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