Mettmann Vorsorge schützt gegen Darmkrebs

Mettmann · Etwa 60.000 Patienten erkranken in Deutschland jedes Jahr an Darmkrebs, knapp die Hälfte davon stirbt an der Krankheit. Dabei ist Darmkrebs früh erkennbar und gut behandelbar, wenn man rechtzeitig zum Arzt geht.

 Seit zehn Jahren gibt es nun das Darmzentrum im Evangelischen Krankenhaus in Mettmann. Die beiden Chefärzte Uwe Knaust und Andreas Brauksiepe wissen, wie man die Erkrankung rechtzeitig verhindern kann.

Seit zehn Jahren gibt es nun das Darmzentrum im Evangelischen Krankenhaus in Mettmann. Die beiden Chefärzte Uwe Knaust und Andreas Brauksiepe wissen, wie man die Erkrankung rechtzeitig verhindern kann.

Foto: Stephan Köhlen

Wenn man Chefarzt Andreas Brauksiepe so zuhört, dann klingt alles ganz einfach. "Dickdarmkrebs ist ein völlig unnötiger Krebs", sagt der Gastroenterologe des Evangelischen Krankenhauses in Mettmann, und der Mediziner weiß, wovon er spricht. Bis zu 700 Darmspiegelungen macht er pro Jahr selbst, mit dem ganzen Team werden fast 3500 im Jahr geschafft.

Dabei entdeckt Brauksiepe immer wieder kleine Polypen im rund 1,30 Meter langen Dickdarm der Patienten. Einmal enttarnt, handelt es sich überwiegend um gutartige Polypen, die direkt bei der Darmspiegelung schonend entfernt werden. Wie das genau geht, darüber hat Brauksiepe kurze Filme parat, die detailliert darstellen, wie so ein Polyp mit einer kleinen Schlinge eingefangen und dann abgeschnitten wird. Sieht aus, als wäre es ein Kinderspiel, doch es erfordert jahrelange Übung. Zumal nicht jeder Polyp in der Darmwand sofort zu erkennen ist und manchmal mit Farbe, die in der Industrie auch zum Färben von Jeans eingesetzt wird, nachgeholfen werden muss. Die Patienten bekommen von alledem nicht viel mit, erhalten vor der Darmspiegelung meist eine kleine Dosis Propofol und schlafen einige Minuten.

"Beim Darmkrebs haben wir ein Phänomen, was bei fast keiner anderen Krebsart vorkommt", sagt Brauksiepe. Rechtzeitig erkannt, kann das krebshaltige Gewebe entfernt werden und der Patient einige Tage später wieder nach Hause gehen, ohne Chemotherapie und ohne Bestrahlung. Deshalb rät er allen, ab etwa 50 Jahre eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen. "Danach hat man zehn Jahre Ruhe", sagt Brauksiepe. Seit zehn Jahren hat sich das Evangelische Krankenhaus in Mettmann auf Darmkrebs spezialisiert. "Wir müssen hohe Qualitätsstandards erfüllen", sagt Chefarzt Uwe Knaust, der für die chirurgische Versorgung der Patienten zuständig ist.

In gemeinsamen Tumorkonferenzen, an denen Internisten, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Pathologen und Onkologen teilnehmen, erfolgt die individuelle Fallbesprechung der etwa 50 Darmkrebspatienten, die pro Jahr im EVK behandelt werden. Knaust lobt die Zusammenarbeit zwischen der Inneren Medizin und Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie den eingebundenen Pflegekräften.

Das Darmzentrum erhielt vor kurzem erneut das Qualitätssiegel des Westdeutschen Darm-Centrums (WDC). Dieser freiwillige Vergleich mit anderen Kliniken dokumentiert anhand von erhobenen Kennzahlen den aktuellen Leistungsstand des Darmzentrums und folglich die Versorgungsqualität der Patienten. Die Auszeichnung erfolgt bei Einhaltung der Leitlinien und einer nachweislich überdurchschnittlichen hohen Qualität in der Versorgung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge.

Nach wie vor erkranken in Deutschland rund 60.000 Menschen pro Jahr an Darmkrebs, fast die Hälfte stirbt später an den Folgen der Krankheit. Nach Herz-/Kreislauferkrankungen sowie Lungen- und Brustkrebs die dritthäufigste Todesursache in Deutschland.

(RP)
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