Serie Mein Erstes Mal (6) Von wegen "ruhige Kugel" schieben

Mettmann · Das Kegeln auf Bundesliga-Niveau fordert den ganzen Körper. Bei der Ferienaktion darf sich jeder ausprobieren.

 RP-Mitarbeiter Henry Kreilmann schlägt sich gut auf der Sportkegelbahn in Heiligenhaus.

RP-Mitarbeiter Henry Kreilmann schlägt sich gut auf der Sportkegelbahn in Heiligenhaus.

Foto: Blazy

HEILIGENHAUS Es ist dunkel auf der Anlage der Sportkegler an der Selbecker Straße, nur die Lichter der Anzeigetafeln leuchten grün und zeigen Zahlen, die sich ständig ändern. 25 Beinpaare wuseln vor den vier Bahnen, über die immer mindestens eine Kugel rollt. Dazu werden kryptisch scheinende Zahlen durch den Raum gerufen: "Sieben auf der Eins", "die Zwei auf der Vier" - ein ganz normaler Ferientag bei den Sportkeglern.

Hier heißt es gerade "Zahlen putzen im Dunklen", ein Kegelspiel, das für viel Vergnügen bei den jungen Heiligenhausern sorgt. Für manche ist es das erste Mal auf einer Kegelbahn, aber wer nicht gerade im Verein der Sportkegler ist, für den sind es zumindest die ersten Schritte auf echtem Bundesliga-Terrain. Auch für mich. Als Ferienkind gehe ich zwar nicht mehr so ganz durch, trotzdem versuche ich mich an dem Sport, der Heiligenhaus seit mehreren Jahrzehnten in ganz Deutschland bekannt macht.

"Seit 13 Jahren sind wir immer an Meisterschaften beteiligt. Durchgängig", erzählt mir Bernd Grote, und der Stolz, der in seiner Stimme mitschwingt, ist alles andere als verhohlen. Gemeinsam mit Ruth Taborsky und Manfred Pock betreut er den potenziellen Kegelnachwuchs in den Ferien und dabei wird schnell klar, sie alle sind hier mit echter Leidenschaft bei der Sache. "Für die Sportvereine ist es schwierig, Nachwuchs zu gewinnen.

Wir können mit den Ganztagsplänen der Schulen kaum konkurrieren." Umso zufriedener ist das Trio, dass man in diesen Ferien mit 25 Teilnehmern eine absolute Rekordzahl vermelden kann. "Wir können einfach so schlecht Nein sagen, wenn zum Beispiel noch jemand einen Freund mitbringen möchte", sagt Grote. Die Ferienaktionen sind wertvoll für die Mitgliederwerbung, einfach ausprobieren ist die wirkungsvollste Methode, junge Menschen für den Sport zu begeistern, der mehr ist als nur Kneipensport: "Wenn Sie 120 Kugeln spielen, dann stehen Sie etwa eine Dreiviertelstunde auf der Bahn.

Das fordert den Körper." Und das merke auch ich bei meinen Versuchen. Ich stand zwar schon einmal auf einer Kegelbahn, aber das ist bereits eine Weile her, und hier ist es doch noch einmal besonders. Die Kugel liegt nun also gut in der Hand, ich fixiere die Kegel am Ende der Bahn und werfe. Gerade habe ich gelernt, dass die bundesligataugliche Bahn nicht eben ist, sondern ansteigt. Das Ziel ist also klar: die Kegel treffen und bloß keinen "Pudel", also einen Fehlwurf, der in der Rinne neben der Bahn landet.

Und tatsächlich: mein erster Wurf - wie auch alle weiteren - schlägt genau da ein, wo er soll. Alle Neune erwischt die Kugel nur knapp nicht, aber Lob von den Profis gibt's trotzdem. Und schon beim ersten Wurf erlebe ich den leisen Hauch einer Ahnung, was das Faszinierende an diesem Sport ist. Vom Greifen nach der Kugel, über die Vorbereitung des Wurfes, den Wurf selbst und diesen Moment, wenn die Kugel auf ihrem Weg ist. 95 Mitglieder und 18 Jugendliche gehören dem Verein an, bei dem Interessierte immer vorbei schauen dürfen.

Nach vielen erfolgreichen Jahren in der ersten Liga und bei den Meisterschaften war die letzte Saison für die Heiligenhauser etwas herausfordernder. Man kämpfte gegen den Abstieg. Für Grote ist eines aber klar: "Mit uns ist immer zu rechnen. Wir werden wieder angreifen!" Vielleicht auch mit Nachwuchs aus der Ferienaktion. Weitere Informationen und Trainingszeiten auf www.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort