Mettmann Vertrauen zur Polizei fassen

Mettmann · Polizisten klären Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen über ihre Arbeit auf, um sie als Vermittler zu gewinnen. Sie sollen als Integrationslotsen Kontakte zu ihren Landsleuten knüpfen.

 Beim Integrationslotsen-Projekt des Kreises zeigen Dienstgruppenleiter Andreas Steffens (r.) und KommissariatsleiterWolfgang Brilhaus im Foyer der Kreispolizeibehörde die Arbeit der Spurensicherung.

Beim Integrationslotsen-Projekt des Kreises zeigen Dienstgruppenleiter Andreas Steffens (r.) und KommissariatsleiterWolfgang Brilhaus im Foyer der Kreispolizeibehörde die Arbeit der Spurensicherung.

Foto: Dietrich Janicki

Die Leiche liegt ausgestreckt im Foyer des Präsidiums, die Handtasche neben sich. Die Polizei hat den Tatort abgesperrt. Sie muss zunächst die Frage klären, ob sich die Frau in dem blauen Overall selbst von der Empore gestürzt oder ob jemand sie gestoßen hat. Wolfgang Brilhaus, der Leiter des Kommissariats 13, beginnt mit der Spurensicherung. Auf dem Geländer der Empore macht er mit schwarzem Pulver die Fingerabdrücke des Opfers sichtbar. Thomas Decken ist auf der Suche nach Zeugen.

Aufmerksam verfolgen die 26 Integrations- und Familienlotsen die Arbeit der Ermittler. "Anhand der Spuren können wir später nachvollziehen, was passiert ist. Deshalb ist es wichtig, nichts zu verwischen", erklärt Wolfgang Brilhaus. Er möchte gemeinsam mit seinen Kollegen die Besucher aus unterschiedlichen Kulturkreisen über die Arbeit der Polizei aufklären, um sie anschließend möglicherweise als Vermittler gewinnen zu können. Sie sollen mithelfen, Ängste bei ihren Landsleuten abzubauen. "Wir unterscheiden uns oft sehr stark von der Polizei der Heimatländer. Dort treten die Beamten oft als bestrafende und bestechliche Instanz auf. Wenn wir dieses Bild verändern können, haben wir schon viel gewonnen", sagt Thomas Decken, Leiter der Direktion Verkehr und des Kooperationsprojektes mit den Familienlotsen.

Opferschutz bei häuslicher Gewalt

Aus der Zeitung hat er von den ehrenamtlichen Vermittlern erfahren, die Menschen mit Migrationshintergrund bei Kontakten mit den deutschen Behörden unterstützen. Eine Zusammenarbeit könnte er sich beim Opferschutz vorstellen. "Bei der Betreuung von Frauen nach Delikten von häuslicher Gewalt könnten sie uns entlasten." Die Betroffenen müssen jedoch zunächst genügend Vertrauen haben, um die Polizei überhaupt zu informieren. "Viele meiner Landsleute haben große Vorbehalte. In Albanien sind die Polizisten oft schlecht ausgebildet und wollen erst einmal einen Kaffee, bevor sie überhaupt etwas tun", berichtet Renato Elmasi. Er hat selbst erlebt, wie auf den Anstifter einer Schlägerei eingeprügelt wurde, anstatt ihn festzunehmen. "Hier arbeitet die Polizei wesentlich professioneller, doch die Leute, die noch nicht so lange hier sind, wissen das nicht."

Ähnliche Erfahrungen hat auch Kalthoum Feiler gemacht. Sie stammt aus Tunesien und lebt seit 38 Jahren in Deutschland. Sie weiß, wie ihre Landsleute in der Diktatur unter der Polizei gelitten haben. "Besonders diejenigen mit geringem Bildungsstand sind misstrauisch und verunsichert. Sie haben viel Respekt vor dem deutschen Beamtenapparat." Feiler war selbst überrascht von der Zusammenarbeit der Mettmanner Einsatzkräfte. "Von außen wirken sie oft sehr hart, doch wir haben heute ihre menschliche Seite kennengelernt."

(RP)
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