Mettmann Verkannte Verwandte

Mettmann · Die neue Sonderausstellung "Wie Menschen Affen sehen" im Neanderthal Museum spricht die ganze Familie an. Einiges reizt zum Lachen, anderes sorgt für Erschrecken, alles regt zum Nachdenken an. Ideal für einen Osterausflug.

 Sinnbild für die enge Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier: der Blick ins Auge.

Sinnbild für die enge Verwandtschaft zwischen Mensch und Tier: der Blick ins Auge.

Foto: hof & neumann

Die Angelegenheit ist vertrackt: Da hängt ein schmales Reagenzglas fest in einer Verankerung, und unten auf dem Grund lockt eine leckere Erdnuss, die selbst mit extra-langen Fingern nicht herauszuangeln ist. Was würden Sie tun, um an die Knabberei zu kommen? wird der Besucher via Bildschirm bei der aktuellen Sonderausstellung "Wie Menschen Affen sehen" im Neanderthal Museum gefragt.

 Ähnlichkeiten sind nicht nur in diesem Fall unübersehbar.

Ähnlichkeiten sind nicht nur in diesem Fall unübersehbar.

Foto: Neanderthal Museum

Ein Schimpanse auf dem Bildschirm liefert seinen äußerst verblüffenden Lösungsansatz: Er füllt sein Maul mit Wasser, das er so lange ins Reagenzglas spritzt, bis die Erdnuss oben schwimmt und kinderleicht aus dem Behältnis zu entnehmen ist. Gute Idee, oder? Aber was würden Sie machen, wenn kein Wasser da ist? Der Affe in dem Filmbeitrag hat auch darauf eine Antwort, die hier aber nicht verraten werden soll. Nur soviel: Wahrscheinlich werden Sie sich vor Lachen fast in die Hose machen . . .

 Dass Wissenschaft auch spaßig sein kann, beweisen (v.l.) die Leiterin Museumspädagogik Beate Schneider, Museums-Leiterin Dr. Bärbel Auffermann und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Kerstin Pannhorst.

Dass Wissenschaft auch spaßig sein kann, beweisen (v.l.) die Leiterin Museumspädagogik Beate Schneider, Museums-Leiterin Dr. Bärbel Auffermann und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Kerstin Pannhorst.

Foto: DIETRICH JANICKI

Affenpranken schütteln

Der kleine Intelligenz-Wettbewerb zwischen den Besuchern und unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, ist einer der besonders gelungenen Bestandteile der Schau, die insgesamt mit vielen schönen Ideen aufwartet. Das beginnt schon am Eingang, wo dicke Affenpranken aus der Wand ragen. Wer eine solche Pfote schüttelt, wird als Dankeschön auf einem Bildschirm mit Informationen über Gorillas, Schimpansen, Bonobonos und Orang-Utans belohnt. Und wer einmal die Perspektive wechseln möchte, kann sich in einen Affenkäfig begeben und einmal nachspüren, wie es sich anfühlt, von allen Anderen angegafft zu werden.

Damit ist die Brücke geschlagen zu den kritischen Aspekten des Verhältnisses zwischen Mensch und Affe. Denn die Schau, die neben Filmen Audiobeiträge, Bilder, Plakate und aussagekräftige Exponate liefert, legt den Finger in die Wunde menschlicher Grausamkeiten, die Affen angetan wurden und werden. Schockierend die Information, dass in scheinbar hoch entwickelten Ländern wie den USA Orang-Utan-Babys als Haustiere gehalten und wie Puppen behandelt und auch so ausstaffiert werden — mit Kleidchen und Windeln. 20 000 Dollar kostet die Anschaffung eines solchen Tierkindes, das spätestens dann unbequem wird, wenn es in die Pubertät kommt und sich nicht mehr zum Knuddeln eignet.

Für zwölf Bonobono-Junge, die auf Märkten im Kongo verkauft werden, töten Jäger zwischen 60 und 120 erwachsene Tiere, die ihren Nachwuchs verteidigen wollen. Und auf Borneo sind Orang-Utans bedroht, weil ihre Reviere für die Gewinnung von Palmöl radikal gerodet werden. In wie vielen Mitteln des täglichen Gebrauchs Palmöl steckt, wird dem Besucher mit einer Produktauswahl veranschaulicht.

Mehr als ein Jahr hat das Museumsteam um Dr. Bärbel Auffermann in das Projekt investiert und sich wissenschaftlich beraten lassen. "Dabei hat sich das Thema als so vielfältig erwiesen, dass wir eigentlich das ganze Museum damit hätten füllen können", erzählte Auffermann schmunzelnd. Aus Platzgründen ist es aber bei einer 250 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche geblieben. Die Sonderausstellung hat sich das Museum übrigens quasi selbst geschenkt — zum 75-jährigen Bestehen.

(RP)
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