Umweltschutz in Mettmann Bei Ballons könnte er in die Luft gehen

Mettmann/Wülfrath · Oft steigen sie zu Dutzenden auf – bei Trauungen, Geburtstagen oder Partys. Das sieht schön aus. Doch in Wäldern und auf den Feldern von Bauer Johannes Kircher gefährden Ballonreste die Tiere und tragen Mikroplastik in die Böden.

 Johannes Kircher von Gut Schobbenhaus in Mettmann ärgert sich über Luftballons und andere Plastikreste auf seinen Feldern.

Johannes Kircher von Gut Schobbenhaus in Mettmann ärgert sich über Luftballons und andere Plastikreste auf seinen Feldern.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Am Himmel schwebende, Gas-gefüllte Luftballons sehen zwar hübsch aus. Darum werden sie gern bei Trauungen, Geburtstagen oder Partys gestartet. Aber irgendwo fällt das Flugplastik zu Boden. In Städten und Dörfern werden Ballonreste von der Straßenreinigung beseitigt. Aber die meisten der bunten Flugobjekte landen in Wäldern, auf Wiesen und Äckern.

Dort können sie erheblichen Schaden anrichten. „In diesem Jahr ist es mir sehr aufgefallen“, sagt Landwirt Johannes Kircher vom Gut Schobbenhaus. „Ich musste auf den Feldern sehr oft vom Traktor steigen, um Luftballons aufzusammeln.“ Das kostet Zeit und Nerven. „Die Reste sind umweltschädlich“, sagt Kircher. Er hasst vor allem Luftballons, die mit Plastik-Konfetti gefüllt sind. „Ich kann mich ja nicht aufs Feld stellen und jedes Plastikfitzelchen einzeln aus der Erde klauben.“

Die Last mit den herrenlosen Luftballons haben alle Landwirte. „Die Dinger können gefährlich werden“, warnt Yasmine Haverbek von der Kreisbauernschaft Mettmann. „Kühe auf der Weide haben plötzlich so einen Luftballon im Maul. Die können daran verenden.“ Nicht nur Luftballons, auch anderer Plastikmüll ist auf den Wiesen und Feldern zu beklagen. „Von Wanderern, die nach dem Essen ihren Unrat einfach auf die Felder werfen“, weiß Haverbek. Plastik zersetzt sich sehr langsam und verseucht den Boden mit Mikroplastik.

„Besonders schlimm ist es, wenn die Luftballons oder anderer Müll auf den Flächen landen, die wir abernten und häckseln“, sagt Gerhard Rosendahl, Ortsvorsitzender der Bauernschaft Neandertal, „dann wird das Plastik mitgehäckselt und die Tiere fressen es.“ Luftballons können auch zu tödlichen Fallen für Wildtiere werden. „Vögel tragen sie in ihre Nester, Tiere knabbern daran“, weiß Wolfgang Sternberg, stellvertretender Vorsitzender des NABU Kreisverbandes Mettmann. „Luftballons kommen irgendwann wieder runter und das Plastikzeug sorgt für Vermüllung.“ Das sei keine nachhaltige Vorgehensweise. „Man muss den Müll nicht durch die Luft schicken“, sagt Gerhard Rosendahl. Oft hängen an den Luftballons auch laminierte Zettel, die nicht verrotten. Und auch die Fäden an den Luftballons können Tieren schaden. Vor allem Vögel strangulieren sich damit. „Mit Plastikfäden haben wir schon die entsetzlichsten Dinge gesehen“, sagt Sternberg.

Deshalb bittet der NABU die Menschen, keine Luft- oder Gasballons frei aufsteigen zu lassen. „Wer das tut, nimmt in Kauf, dass Tiere zu Schaden kommen und die Umwelt vermüllt wird“, betont Sternberg. Er wünscht sich ein generelles Verbot, so wie bei den fliegenden Fackeln. In jedem Fall sollte sich jeder überlegen, der Luftballons steigen lassen möchte, ob der kurze Moment die Krankheiten und das Sterben der Tiere und die Verunreinigung der Umwelt rechtfertigt, die die Ballons verursachen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort