Mettmann Tumulte in Prozess gegen Mettmanner Angeklagten

Mettmann · Was sich am gestrigen Tag im Wuppertaler Landgericht abspielte, könnte fast mit einem Auszug einer nachmittäglichen Gerichtssendung verwechselt werden - der Anlass jedoch war äußerst ernst. Die Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts verhandelte die Berufung eines 20-Jährigen, der im März vom Amtsgericht in Mettmann zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten verurteilt worden war.

Das Gericht hatte es als erwiesen angesehen, dass der Angeklagte im Juli 2013 einer 77 Jahre alten Düsseldorferin zusammen mit einem Komplizen in ihrem Hausflur aufgelauert und ihr eine wertvolle Goldkette vom Hals geraubt haben soll. Der Frau wurde dabei eine komplizierte Armfraktur beigebracht, an der sie bis heute laboriert. Während einer der Täter bislang nicht ermittelt werden konnte, wurde der Angeklagte aufgrund von DNA-Spuren an der Brille des Opfers überführt und befindet sich seit Ende Dezember 2013 in Untersuchungshaft. Bereits zu Prozessbeginn kam es zu ersten Spannungen zwischen Verwandten des Angeklagten und dem Vorsitzenden Richter. So versuchte der Vater des der schweren Körperverletzung und des Raubes beschuldigten Mettmanners aus dem Zuschauerraum einen Antrag auf Befangenheit der Kammer zu stellen und störte mehrmals den Prozessablauf. Nach zahlreichen Ermahnungen verhängte das Gericht schließlich ein Ordnungsgeld in Höhe von 300 Euro und verwies ihn des Gerichtssaals.

Doch damit nicht genug. Nun brachte der Angeklagte mit wütenden Wortbeiträgen den Prozessablauf durcheinander. Er forderte vehement einen anderen Anwalt, an Stelle des Pflichtverteidigers. Dieser habe den Angeklagten zu einem Geständnis gedrängt. Auch nach Erläuterung des Vorsitzenden, dass der Antrag auf einen Anwaltswechsel bereits vor Prozessbeginn von der Kammer, als auch vom Oberlandesgericht abgelehnt worden war, forderte er immer wieder einen anderen Rechtsbeistand und beschuldigte seinen Verteidiger, an seiner Verurteilung schuld zu sein. Dieser bestritt die Vorwürfe und schilderte dem Gericht die schwierige Beziehung zu seinem Mandanten, den er von einem Kollegen übernommen hatte, welchen der Angeklagte zuvor ebenfalls abgelehnt hatte. Dass der 20-Jährige eben diesen, ersten Anwalt nun wieder verlangte, sorgte im Publikum für Gelächter.

Noch bevor der komplette Tathergang dargestellt werden konnte, wurde der Prozess erneut, dieses Mal von einem Feueralarm, gestört. Die Verhandlung musste unterbrochen, das Gerichtsgebäude geräumt und von der Feuerwehr inspiziert werden. Nach einer Stunde, konnten die Beteiligten den Saal wieder betreten. Der Angeklagte verstrickte sich während seiner Aussage immer wieder in Widersprüche, beteuerte aber stets seine Unschuld. Das Verfahren wird fortgesetzt.

(kro)
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