Erkrath Türke mit scharfer Zunge

Düsseldorf · Django Asül – der niederbayerische Türke – stellt in seinem neuen Programm "Fragil" Überlegungen über Sarrazzin, die Kanzlerin und zu Guttenberg an. Das Publikum in der Erkrather Stadthalle amüsierte sich.

Ein niederbayerischer Türke – Django Asül – besuchte am Wochenende Erkrath die Stadthalle und eine große Schar von Fans. Der scharfzüngige und intellektuelle Kabarettist nennt sein Programm "Fragil". Asül meint, das Wort sei eine intelligente Übersetzung von "zerbrechlich", womit er unsere Gesellschaft bezeichnet. Der fast 40-jährige Asül ist seit 15 Jahren überaus erfolgreich im deutschen Kabarett-Geschäft. Ganz nebenbei ist er erfolgreicher Tennisspieler, Golfer und gefragter Fußball-Beobachter. Vor allem aber gelten seine Beobachtungen auf der Bühne dem aktuellen politischen Geschehen. Der Türke Asül stammt aus Deggendorf, hat Abitur und Bankausbildung. Sein Vater besitzt inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit, er selbst aber nicht. Er verspricht, seinen türkischen Pass zurückzugeben, wenn die Türkei in die EU aufgenommen werden sollte. "Beim Türkischsein", so Asül' "habe ich mich blöd angestellt".

Im Visier der kabarettistischen Angriffe stehen nicht nur die Bundeskanzlerin, sondern auch – wen wundert's – Thilo Sarrazzin. Der Statistiker Sarrazzin habe eigentlich nur ein Buch mit Zahlen schreiben wollen. Unbeabsichtigt seien dann aber Beurteilungen dieser Zahlen dazugekommen. Nun müsse dieser ein Buch zum Buch schreiben und alles erklären. Auch aktuelle Themen ließ Asül nicht aus. Für Moratorium hatte er eine erklärende Übersetzung parat: "Technologie zu Grabe tragen". Böse forderte er, dass Atomkraftwerke zukünftig nur noch in Schurkenstaaten gebaut werden sollten. Dann seien gleich mehrere Probleme auf einmal gelöst.

Lachen und nachdenken

Den ehemaligen Verteidigungsminister zu Guttenberg hätte Asül gerne als Atomminister gesehen. Schließlich überstrahle dieser alle. Das Feuerwerk von Bosheiten und Seitenhieben schien endlos, fast atemberaubend. Aber Django Asül ist auch ein hervorragender Schauspieler. Wenn er den Weltblick eines alten türkischen Freundes seines Vaters beschreibt, bleibt kein Auge trocken. Die Mimik, die Handbewegungen sind perfekt. Asül ist ein hervorragender Beobachter. Auch der bayerische Jugend-Fußballtrainer für deutsche und ausländische Kinder gerät so treffgenau, dass für den Zuhörer nicht nur Lachtränen, sondern auch Nachdenklichkeit zurückbleiben. Das Kulturamt der Stadt Erkrath hat mit der Verpflichtung dieses Kabarettisten wirklich einen besonderen Abend geboten.

(RP)
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