Kreis Mettmann Trojaner: Städte machen Schotten dicht

Kreis Mettmann · Öffentliche Institutionen treffen Sicherheitsvorkehrungen, um sich vor einer digitalen Geiselnahme zu schützen.

Ausgerechnet per Mail hatte die Landesverwaltung alle städtischen Mitarbeiter informiert: Das Computervirus "breitet sich rasant aus, verschlüsselt Festplatten und macht sie unbrauchbar". Auch die Kreisverwaltung in Mettmann hat ihre Vorsichtsmaßnahmen gegen Trojaner nun deutlich verschärft. Bei E-Mail-Anhängen greifen die verschärften Sicherheitsmaßnahmen bereits.

"Sämtliche Nachrichten, mit Office-Dokumenten oder ähnlichen Anhängen, werden für 72 Stunden in Quarantäne verschoben", sagt Daniela Hitzemann von der Kreisverwaltung Mettmann. Bisher sei die Kreisverwaltung von Cyber-Angriffen verschont geblieben. Hitzemann sagt, dass in Sachen Internetnutzung aber weitere Beschränkungen folgen sollen. "Denn jeder tut gut daran, lieber rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen."

Wie viele andere öffentliche Institutionen, haben die Städte im Kreis ihre Schotten weitestgehend dicht gemacht. Die Angst vor Schadsoftware, wie dem derzeit wütenden Trojaner "Locky" ist groß. In Erkrath werden E-Mails im Postfach gefiltert. In der Wülfrather Verwaltung sind die Mitarbeiter nicht nur beim Versand und Empfang von elektronischen Nachrichten, sondern auch beim Nutzen des Internets eingeschränkt. Beim beruflichen Surfen sind die Alarmsensoren besonders sensibel eingestellt. Und mit immer ausgefeilteren Viren haben auch die Krankenhäuser deutschlandweit zu kämpfen - und damit ist nicht nur der medizinische Bereich gemeint.

Keine zwei Wochen ist es her, da fiel das Lukaskrankenhaus in Neuss unbekannten Tätern zum Opfer. Per E-Mail hatten Computerhacker einen Virus in das Computersystem des Krankenhauses geschleust. Die schädliche Software drohte sämtliche Dateien zu verschlüsseln, sodass alle Rechner heruntergefahren werden mussten. Nur gegen Lösegeld bekäme man den Entschlüsselungs-Code. Auch in Arnsberg gibt es einen Virenbefall. Hacker könnten nicht nur Patientendaten abgreifen. Auch zu medizinischen Geräten, die über Server gesteuert werden, könnten sie sich Zugriff verschaffen. Was nach Dystopie klingt, ist in Form der digitalen Geiselnahme längst Realität.

In Mettmann sieht man sich davor aber geschützt. "In unserer Klinik sind seit Jahren entsprechend gute Firewalls in Betrieb", sagt Bernd Huckels, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Mettmann. Diese werden regelmäßig Updates unterzogen und selektieren, was an das Klinikum geschickt wird. Generell seien im EVK alle medizinischen Geräte technisch von den Servern getrennt.

"Es kommt in der Tat vor, dass E-Mails mit schädlichen Anhängen hier eingehen", sagt Huckels. Das heißt, prinzipiell besteht also die Gefahr, dass Rechner befallen werden. Doch kommt eine verdächtige Datei an, startet ein automatisierter Prozess: Sind die Mails nicht zuzuordnen, werden sie auf der Leitungsebene der EDV-Abteilung geprüft und anschließend entfernt.

Dieser Mechanismus greift, denn bisher konnte sich das EVK schadlos halten. "Wir haben alle Mitarbeiter zusätzlich noch einmal sensibilisiert, bestimmte Anhänge nicht zu öffnen."

(ball)
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