Mettmann Treffen ehemaliger Graveure

Düsseldorf · Sechs Mitarbeiter der Besteckfabrik Seibel blicken auf ihre frühere Tätigkeit zurück. Die Ausbildung in einer Schlosserei und in einer Graveurschule war Pflicht. Außerdem haben sie an der VHS gelernt.

Der Anruf eines früheren Arbeitskollegen gab sechs Graveuren aus Mettmann Anlass dazu, sich noch einmal zusammenzusetzen und die alten Zeiten Revue passieren zu lassen. Kürzlich trafen sich die ehemaligen Graveure der Firma "mono", die damals unter dem Namen "Kleeblattbestecke W. Seibel" bekannt war, bei Jochen Fitsch, einem der damals 16 Graveuren. "Es war eine schöne Zeit, mit teilweise acht bis zwölf Arbeitsstunden aber nicht immer einfach", erinnert sich Rudi Haas. Der 76-Jährige arbeitete elf Jahre bei dem 1895 gegründeten Familienunternehmen. Von 1949 bis 1960 gravierte er mit seinen Kollegen Muster in Stahlblöcke. Nach dem Pressen und Schleifen der Metallstücke wurden somit aus Rohlingen Bestecke mit feinen Verzierungen.

Insbesondere um Weihnachten bedeutete die Arbeit als Graveur sehr wenig Freizeit. "Bestecke waren das Geschenk Nummer eins", sagt Haas. Dementsprechend lang und mühevoll war die Arbeit. Je schneller gearbeitet wurde, desto besser war das für die Firma – und für die Mitarbeiter, zumindest wenn es um die Bezahlung ging. "Manchmal hatte man nur zweimal 15 Minuten Pause am Tag" sagt Haas, und weiter: "Das hat gerade einmal für zwei Butterbrote gereicht". Zu Beginn der 60er Jahre kam der große Einbruch auf dem Besteckmarkt. Billige Fernostimporte überschwemmte die Märkte und stellten eine Gefahr für die Mettmanner Firma dar. 1976 musste das Werk in Mettmann geschlossen werden. Nach Produktentwicklungen mit Designer Peter Raacke und weltweiten Erfolgen konnte sich das Unternehmen wieder fangen. Verwaltung und Verkauf erfolgen seit Anfang der 80er Jahre wieder in Mettmann. Bis heute werden dort Tafelbestecke sowie Tischaccessoires entworfen.

"Um als Graveur arbeiten zu können, musste ich ein Jahr in einer Schlosserei und zwei weitere Jahre in einer Graveurfachschule lernen", sagt Haas. Zusätzlich waren mehrere fachgebundene Semester an einer Volkshochschule Voraussetzung. Heute tätigen Maschinen die frühere Arbeit der mittlerweile 73- bis 88-jährigen Männer.

Die beruflichen Wege der Mettmanner Graveure haben sich im Laufe der Jahre getrennt. Jochen Fitsch hat es nach "Georg Fischer" verschlagen, Erich Danscheid und Helmut Pikshaus ließen sich zu Zahntechnikern umschulen. Anfang Juli blickten sie, mittlerweile in Rente, zufrieden und mit Stolz auf ihre schöne und doch nicht immer einfache Zeit als Graveur zurück.

(RP)
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