Neanderland-Biennale im Kreis Mettmann feiert zehnten Geburtstag Endlich wieder Theater in den Städten

Kreis Mettmann · Die zehnte Neanderland-Biennale findet trotz der Pandemie statt, diesmal allerdings erst im Spätsommer. Zur Eröffnung gibt es am 21. August ein Bürgerdinner mit One-Man-Band und Damenkapelle.

 Show im Parkhaus: In großen Laufbällen führen Schauspieler durch eine Bearbeitung der surrealen Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka.

Show im Parkhaus: In großen Laufbällen führen Schauspieler durch eine Bearbeitung der surrealen Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka.

Foto: Lokstoff

Das kreisweite Theaterfestival Neanderland-Biennale hat es leicht, der Pandemie ein Schnippchen zu schlagen, denn die meisten Veranstaltungen finden ohnehin unter freiem Himmel statt. Lediglich das Wetter könnte zum Problem werden, aber die Kulturabteilung der Kreisverwaltung, die das Spektakel organisiert, hat vorgesorgt und hält Ausweichspielstätten vor. Für diesen Fall wird Besuchern der Blick ins Internet empfohlen, denn in geschlossenen Räumen müsste dann wohl, je nach Entwicklung des Infektionsgeschehens, der Zugang begrenzt werden.

Was schade wäre, denn das Programm für zehn Spielorte in den zehn Städten des Kreises bedient breite Interessen und nicht nur Theater-Puristen. Es gibt Theater für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, außerdem Musik, mehrere Lesungen und zum Abschluss einen Poetry-Slam im Garten des Neanderthal Museums. Aber der Reihe nach.

Zum Auftakt am 21. August packt, wer am Bürger-Dinner teilnehmen will, einen Picknickkorb und kommt um 19 Uhr nach Langenfeld (Vorplatz Schauplatz, Hauptstraße 129). DJ Mojo und die Drei-Damen-Kapelle „Zucchini Sistaz“ kommen auch und spielen auf – er Blues, Balladen und Folksongs, sie Swing. Vorab muss ein Platz an der festichen Tafel reserviert werden. Bei der Gelegenheit wird Theaterpädagogin Julia-Huda Nahas übrigens das komplette Festival-Programm vorstellen. Für die meisten Veranstaltungen müssen keine Plätze gebucht werden, spontane, kurzentschlossene Besuche sind also drin.

Für Kulturfreunde könnten es drei geschäftige Festivalwochen werden. Mit einem Umweltdrama nach Friedrich Hölderlin am 22. August auf der Wiese vor der Goldberger Mühle in Mettmann, in dem ein Baum und Peter Trabner (bekannt aus Tatort Dresden) die Hauptrollen spielen, und einem Theaterspaziergang auf Shakespeares Spuren am 5. September über das Außengelände der Vorburg von Schloss Hardenberg in Neviges – um mal mit Klassikern des Genres zu beginnen.

Für Familien bietet sich ein Ausflug auf den Wülfrather Kirchplatz an, wo am 29. August „Michel in der Suppenschüssel“ nach Astrid Lindgren gespielt wird. Auch das Artistische Straßentheater von Marie & Joschi am 28. August im Wülfrather Stadtpark verspricht ein generationenübergreifendes Vergnügen. Jugendliches Publikum möchte unter anderen das Kölner Theater „comic on!“ mit seinem Stück „upDate“ rund um Sexualität und Soziale Medien im Ratinger Stadttheater (8. September) anziehen.

Ein experimentelles Glanzlicht der Biennale soll am 5. September die Inszenierung „Die Verwandlung der Welt“ (frei nach Franz Kafka) in einem Langenfelder Parkhaus werden. „Lokstoff“ nennt sich das Ensemble, dessen surreales Spiel in riesigen Laufbällen vom Publikum ganz sicher und bequem vom eigenen Auto aus verfolgt werden kann. Ein wahrhaft zeitgemäßes Stück Theater also, dem weder Wetter noch Corona die Show vermiesen können. Der Eintritt (ansonsten meist frei, Spenden nach dem Prinzip „Betal wat de häs“ aber erbeten) ist in diesem Fall definiert: 17 Euro plus Vorverkaufsgebühren.

Mit einem verblüffendem Fall von Multitasking – Afrojazz und Trapez – wollen Conny Schneider und Mbaterna Somé im Haaner Schillerpark (2. September) begeistern. Angekündigt ist die vielleicht einzige Frau, die kopfüber am Trapez schwebend eigene Jazzstücke auf dem Saxophon spielt. Duo-Partner Somé steht ihr als Gitarrist, Komponist und Arrangeur zur Seite. Auf dem Boden der Tatsachen agieren Buchkünstler und Grafiker Robert Nippoldt und das Trio Größenwahn in der Stadthalle Erkrath (28. August). Dort wird musiziert und (für jedermann sichtbar dank Projektion) live gezeichnet. Das Publikum soll mit Bild und Ton in das Berlin der wilden 1920er Jahre versetzt werden. Ein Hauch von „Babylon Berlin“ in Erkrath – lasst uns Karten (17 Euro) kaufen!

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