Mettmann Süßer die Mädels nie singen

Mettmann · Wenn am 7. Oktober „Der Messias“ in der Evangelischen Kirchengemeinde Mettmann aufgeführt wird, ist auch die Mädchenkantorei mit von der Partie. Ein Probenbesuch lässt Vorfreude aufkommen.

 Hochkonzentriert bei der Sache: Probe der Mädchenkantorei im Haus der Begegnung.

Hochkonzentriert bei der Sache: Probe der Mädchenkantorei im Haus der Begegnung.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Constanze Backes hat sich auf dem Klavierhocker niedergelassen und schlägt ein Notenbuch auf. Um sie herum sitzen zehn jugendliche Mädchen im Halbkreis, die mit ihren eigenen Notenblättern noch unruhig rascheln. Georg Friedrich Händel steht auf dem Programm. Genauer gesagt: „Der Messias“ in der englischen Originalfassung.

Backes, Leiterin der Kulturvilla Mettmann und selbst Sopranistin, schlägt die ersten Töne an und sing: „Worthy is the lamb“. Sie geht mit den Mädchen Stück für Stück die Passage durch. Dabei wird viel gelacht. Manche Mädchen geben ihrer Nachbarin einen Knuff oder versuchen, hinter den Notenblättern das breite Grinsen zu verbergen.

„Wer das R rollen kann, darf es jetzt gerne tun“, empfiehlt Backes, was Erstaunen und erneutes Lachen befeuert. Auch müssen Vokabeln erörtert werden. Wenn Constanze Backes die Zeile „to receive power“ mehrmals deutlich aufsagt und die jungen Kantorinnen sie artig nachsprechen, mutet es an wie Englischunterricht in der Schule. „Gut gesprochen ist halb gesungen, das wisst ihr ja“, betont Backes und hebt den Zeigefinger.

Nach mehreren Anläufen ersetzt Ernsthaftigkeit die Komik – die Mädchen haben sich warmgesungen. Zum Klavierspiel von Constanze Backes entsteht eine harmonische Klanglandschaft im Haus der Begegnung im Mettmanner Süden. In eineinhalb Wochen müssen die Töne sitzen. „Der Messias“ wird am 7. Oktober in der Evangelischen Kirchengemeinde Mettmann aufgeführt. Kantorin Roselies Evang leitet das Konzert, in dem neben Constanze Backes auch Cornelia Orendi (Alt), Daniel Posdziech (Tenor) und Thomas Busch (Bass) singen.

Die Mädchenkantorei wird von der Evangelischen Kantorei, dem Händel-Barockorchester sowie Organist Stephan Lux ergänzt. Bis dahin wird weiterhin fleißig geprobt. „Es ist wohl das berühmteste geistliche Oratorium“, sagt Roselies Evang zu Händels „Messias“. „Die Sängerinnen der Mädchenkantorei sind sehr dabei sehr gerne gesehen.“ Die Gruppe besteht momentan aus 18 jungen Damen im Alter von 12 bis 17 Jahren, die zum größten Teil seit dem ersten Schuljahr im Kinderchor singen.

„Für sie ist die barocke Klangsprache natürlich noch nicht so vertraut, aber sie haben sich dem Werk im Frühling und Sommer aufgeschlossen und neugierig angenähert“, meint Evang. Jette Jelena Döll und Lisanne Pohlenz sind zwei frische Gesichter in der Mädchenkantorei. „Bis zum Konzert müssen wir noch an vielen Ecken und Enden feilen“, geben die beiden Zwölfjährigen zu. Beide singen in der Stimmlage Alt. Lisanne betont, für sie sei die Teilnahme an einer großangelegten Musikveranstaltung eine große Ehre, doch auch eine Herausforderung. „Wir sind sehr aufgeregt“, fügt Jette hinzu: „Aber Lampenfieber in Maßen ist eine gute Sache! Wenn man hochaufgeregt auf die Bühne tritt und nach dem Auftritt die ganze Anspannung aus einem herausfließt, ist das eine unglaubliche Erfahrung“, erklärt sie mit einem Strahlen im Gesicht.

Demnächst steht die Probe mit dem Händel-Barockorchester an; da freuen sich die beiden schon riesig drauf. Jette spielt Kontrabass, Lisanne spielt Klavier. Beide nehmen Einzelunterricht und musizieren gelegentlich mit Freunden. Lisanne hatte mehrmals am Düsseldorfer Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen.

Privat hören die beiden aber ganz andere Musik. „In der Mädchenkantorei haben wir einen spannenden Gegensatz zu populärer Musik“, sagen sie.

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