Mettmann Stunde der Schnäppchenjäger

Mettmann · Reportage Mitarbeiter des Rathauses verkaufen Fundsachen. Uhren, Schmuck und Räder sind besonders begehrt. Für kleines Geld wechselt Diverses den Besitzer. Unter den Sachen ist auch ein Blutdruckmessgerät.

 Dichtes Gedränge herrscht an den Verkaufsständen im Flur des Rathauses. Alles wird genau unter die Lupe genommen. Ob die Fundsachen in einem einwandfreien Zustand sind, wird übrigens nicht garantiert.

Dichtes Gedränge herrscht an den Verkaufsständen im Flur des Rathauses. Alles wird genau unter die Lupe genommen. Ob die Fundsachen in einem einwandfreien Zustand sind, wird übrigens nicht garantiert.

Foto: Dietrich Janicki

Im Flur des Ratshaus-Neubaus sieht es aus wie in einem Fahrradgeschäft: 24 Räder haben die Mitarbeiterinnen des Fundbüros aus dem Keller geholt und in Reih und Glied aufgestellt. Alle Drahtesel sind Fundsachen, die heute einen neuen Besitzer finden sollen. Die meisten Räder haben schon ein paar Tage auf dem Buckel, sind angerostet, verschmutzt, defekt; bei einem fehlt sogar der Sattel. Einige hingegen sehen ganz brauchbar aus. Die Schnäppchenjäger kommen dennoch auf ihre Kosten. "Wir haben die Räder taxiert und einen Preis festgesetzt", sagt Maike Krügel vom Bürgerbüro. Der Preis ist dennoch Verhandlungssache.

Ein Kinderwagen steht in der Ecke

Verkauft werden sollen nicht nur Räder, sondern auch Schmuck, Uhren, Handys, MP-3-Player, Fernseher; ja sogar ein Kinderwagen steht in der Ecke und ein Blutdruckmessgerät liegt auf dem Verkaufstisch.

Vor dem Neubau haben sich 30 Schnäppchenjäger eingefunden. Pünktlich um 14 Uhr öffnet Petra Rademacher vom Bürgerbüro die Rathaustür. Die Pappschachteln, in denen Ohrclips, Arm- und Halsbänder liegen, finden das größte Interesse. Ein "Profihändler" nimmt eine Lupe zu Hilfe und untersucht den Schmuck. Er hat blitzschnell seine "eigene Kollektion" zusammengestellt und handelt einen Preis aus: Für 275 Euro kauft er diversen Schmuck, Uhren, ein Handy und einen Flachbildschirm. "Der Preis ist in Ordnung", sagt Martina Arinopoulos-Schulz, Mitarbeiterin des Bürgerbüros. Sie kennt den Händler von früheren Verkaufsaktionen und vertraut ihm.

Ein junger Mann nimmt ein Fahrrad unter die Lupe. Die Lichtanlage fehlt, der Gepäckträger ist defekt, aber ansonsten sieht es noch gut aus. "Das kostet 25 Euro", sagt Maike Krügel. "Ich kaufe es für 20 Euro", sagt der Mann. Kurze Diskussion, dann ist man sich einig. Er ersteht das Rad für 20 Euro.

Die beiden Bücher mit dem Titel "Didaktik der Mathematik" sind echte Ladenhüter. Sie befinden sich bereits seit Jahren im Fundus des Bürgerbüros. Welcher Schüler hat sich wohl seiner Schulbücher auf diese Weise entledigt und sie einfach liegengelassen?

"Wir heben die Fundsachen ein halbes Jahr auf und warten auf den Besitzer", sagt Martina Arinopoulos-Schulz. "Wenn sich bis dahin niemand meldet, kommen die Sachen in den Verkauf". Das Interesse an Fundsachen ist nicht mehr so groß wie früher, weiß Petra Rademacher. Die meisten, die heute ins Rathaus kommen, schauen sich die Fundstücke an, kaufen aber nicht und sind schnell wieder verschwunden. Ein Mettmanner, der selbst gerne Goldketten trägt, hat den Schmuck taxiert. "Für mich ist nichts dabei", sagt er und geht. Vieles wird nach zwei Stunden wieder in den Keller geräumt und muss auf einen neuen Besitzer warten.

(RP)
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