Mettmann/Wülfrath Streetworker nicht nur in der Szene aktiv

Mettmann/Wülfrath · Jerome Schneider kümmert sich in Mettmann und Wülfrath um Jugendliche und bietet ihnen Unterstützung an.

 Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch (l.) und Streetworker Jerome Dominic Schneider in einem Beratungsgespräch.

Caritas-Bereichsleiter Thomas Rasch (l.) und Streetworker Jerome Dominic Schneider in einem Beratungsgespräch.

Foto: Dietrich Janicki

Wo ist eigentlich der Streetworker? Als vor ein paar Tagen auf dem Jubiläumsplatz zwei offenbar alkoholisierte Männer aus der "Szene" am helllichten Tag im Streit aneinandergerieten, mag so manch einem Passanten genau diese Frage in den Sinn gekommen sein. Auch wenn derart massiv ausgetragene Streitereien dort nicht allzu oft vorkommen, so geben sie doch Anlass dazu, einfach mal bei der Caritas nachzufragen. Denn dort ist Jerome Schneider als Streetworker damit beschäftigt, unter anderem auch solche Orte aufzusuchen.

Der 33-jährige Sozialpädagoge hat vor vier Jahren den Job eines "alten Hasen" übernommen, den viele Mettmanner jahrelang von seinen häufigen Besuchen am Jubiläumsplatz kannten. Als "Ex-User" hatte der neben seiner Professionalität hohe Akzeptanz in der "Szene".

Sein Nachfolger kümmert sich heute nicht nur um die suchtgefährdete "Kundschaft" im Dunstkreis der Wohnungslosenhilfe, sondern auch im Vorfeld um bedürftige Jugendliche. Die anfangs noch fehlende Akzeptanz musste Jerome Schneider sich erst erarbeiten: "Natürlich habe ich das mit den Leuten oft besprochen. Aber ich muss nicht die gleichen Probleme haben, um Hilfe und Unterstützung anbieten zu können."

Rückendeckung bekommt er dabei von Thomas Rasch. "Man muss nicht von morgens bis abends über Sucht reden. Damit würde man die Leute auf ihr Problem reduzieren", stellt der Caritas-Bereichsleiter klar. Der Generationenwechsel bei der aufsuchenden Hilfe sei damals durchaus in seinem Sinne gewesen. "Der Streetworker ist nicht nur in Mettmann, sondern auch in Wülfrath aktiv. Die Aufgaben sind keineswegs nur auf den Kontakt zur Szene beschränkt", spricht Rasch über all das, was zur Stellenbeschreibung von Jerome Schneider gehört.

Freizeitangebote für Jugendliche, Krankenhausbesuche, der Kontakt zum sozialpsychiatrischen Dienst: Es ist eine lange Liste, die der Mitarbeiter der Caritas-Suchthilfe regelmäßig abzuarbeiten hat. Dazu gehören natürlich auch regelmäßige Besuche an den Orten, an denen sich die "Szene" trifft. "Da kann ich nicht einfach hingehen und sagen: Hey Leute, ich bin der Streetworker", sagt Jerome Schneider. Plumpe Anbiederei führe in seinem Job zu nichts. Stattdessen knüpft er über regelmäßige Angebote langsam Kontakte und schafft so Vertrauen, um später irgendwann seine Hilfe so anbieten zu können, dass sie auch angenommen wird.

Von dem in der Nachbarstadt Essen praktizierten "Amsterdamer Modell", bei dem Obdachlose mit Putzjobs versorgt und dafür mit Dosenbier "bezahlt" werden, hält er übrigens nichts. Auch Thomas Rasch kann darüber nur den Kopf schütteln: "Das ist eine Schnapsidee", so der Caritas-Bereichsleiter. Dass man schwer alkoholkranken Menschen einfach einen Besen in die Hand drückt und die Verteilung von Bierdosen für eine angemessene Entlohnung hält, macht ihn wütend. "Das ist nicht nur eine Geringschätzung der Krankheit Alkoholismus, sondern auch ein misslungener Versuch, die Betroffenen in die Arbeitswelt zu integrieren", glaubt Thomas Rasch.

Dabei sei es durchaus so, dass die kontrollierte Abgabe von Alkohol oder Methadon eine Möglichkeit sei, die Suchterkrankung unter Kontrolle zu bringen. "Aber als Entlohnung für eine Arbeit ist das völlig absurd", stellt er klar.

Dass es auch anders geht, zeige übrigens die bislang in Wülfrath angewandte Problemlösung. Dort hatte es in der Vergangenheit immer wieder Klagen über zu viel Müll rings um den Krappsteich gegeben. "Ich habe mit den Leuten einfach darüber gesprochen", so Jerome Schneider.

(magu)
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