Außenbürgschaft in Wülfrath Eine Hirtin mit 200 Schafen

Wülfrath · Sie gehören seit jeher zur Weihnachtsgeschichte: Da sind die Hirten mit ihren Schafen, die in der heiligen Nacht zum Stall kommen, in dem das Christkind geboren wurde. Doch was machen Schäfer und ihre Schafe in einem kalten deutschen Winter? Ein Besuch bei Stefanie Lamberti in Wülfrath.

 Die Schäferin von Wülfrath, Stefanie Lamberti, mit ihren Schafen in der Außenbürgerschaft.

Die Schäferin von Wülfrath, Stefanie Lamberti, mit ihren Schafen in der Außenbürgerschaft.

Foto: Achim Blazy (abz)

Die Schäferei Lamberti hat insgesamt 200 Schafe. Der größere Teil davon sind Coburger Fuchsschafe, eine selten gewordene alte Rasse. „Wir nehmen an einem Programm teil“, erzählt Stefanie Lamberti, „weil diese Rasse vom Aussterben bedroht ist.“ Der Name dieser Rasse stammt von den Lämmern, die bei ihrer Geburt ein rotbraunes Vlies haben. „Die Coburger sind Landschafe, die hierhin gehören“, sagt Stefanie Lamberti. Sie werden überall im Neanderland zur Landschaftspflege eingesetzt.

Die zweite Rasse ist das Suffolk Schaf, ein großes Fleischschaf. Da die beiden Rassen völlig unterschiedliche Ansprüche haben, werden sie auf getrennten Flächen gehalten. Sind die Coburger mit kargem Futter zufrieden, brauchen die Suffolk Schafe reichlich nahrhafte Kost. Die Schäferei Lamberti ist ein Bioland-Betrieb und hält die Schafe so artgerecht und ursprünglich wie möglich.

Während die Coburger Fuchsschafe ihre Lämmer erst nach der Schafskälte zur Welt bringen, lammen die Suffolk Schafe mitten im Winter. Damit sie ihre Lämmer nicht in der eisigen Winterkälte zur Welt bringen müssen, brauchen sie einen warmen Stall – so wie Maria und Josef. Eine Kooperation mit dem Buscher Hof macht es möglich, dass die hochträchtigen Schafe in den leer gewordenen Gänsestall einziehen dürfen. Ist es dann soweit, sind Nachtwachen angesagt. „Wir haben eine Kamera bei den Schafen“, erzählt Stefanie Lamberti. In verschiedenen Schichten wird gewacht, um im Notfall bei der Geburt helfen zu können. „Sie kommen meistens morgens zur Welt“, weiß die Schäferin. Da es nicht selten vorkommt, dass ein Schaf sogar Drillinge zur Welt bringt, greifen die Schäfer ein, nehmen der überforderten Mutter ein Lämmchen ab und geben es einer Schafmutter mit nur einem Lamm.

„Die Schafe bleiben für acht Wochen mit ihren Lämmern im Stall“, sagt Lamberti. Danach geht es raus auf die Weide. Während die Suffolk Schafe den Winter im Stall verbringen, bleiben die Landschafe draußen, auch beim Lammen. „Das sind erfahrene Mütter“, weiß Lamberti. Für die Coburger Lämmer können Kindergärten eine Patenschaft für ein Jahr übernehmen. „Dann können sie ihr Lamm jederzeit besuchen.“ Außerdem gibt es zweimal Lamm-Post. Die Schäferei Lamberti möchte den Kindern auf vielfache Weise das Leben der Schafe und Ziegen nahe bringen. Als Kümmerer sind sie mit zwei Schafen im neuen Naturerfahrungsraum Ellenbeek an einem Projekt beteiligt. Aber die Kinder können auch tages- oder wochenweise Zeit mit den Tieren auf dem Hof verbringen. „Sie führen die Ziegen, streicheln sie“, erzählt die Schäferin. „Da verbindet sich etwas.“ Auch in Düssel gibt es eine Kooperation. „Wir bearbeiten dort eine große Fläche mit Hecken und Obstbäumen.“ Hier können die Kinder im Herbst ihren eigenen Apfelsaft pressen. Die Lambertis nutzen alles. Die gute Wolle geht an das Programm „Nordwolle“, die Wolle von den Beinen und vom Bauch wird in Düngepellets gepresst. Der schlimmste Tag des Jahres, ist für alle Silvester.

 Wenn der Futtertrog naht, sind die Tiere nicht weit. Ein schwarzes Schaf ist auch dabei.

Wenn der Futtertrog naht, sind die Tiere nicht weit. Ein schwarzes Schaf ist auch dabei.

Foto: Achim Blazy (abz)

Das Krachen und Knallen des Feuerwerks versetzt die Tiere in helle Panik. Deshalb werden die Suffolk Schafe und Ziegen rechtzeitig in den Stall gebracht. „Die Coburger bleiben draußen“, sagt Stefanie Lamberti. Da sie so weit ab vom Schuss sind, sind sie dort gut geschützt. Außerdem hat die Schäferei einen wertvollen Helfer. „Er ist Polizist im Ruhestand und macht nach dem Feuerwerk noch eine Runde.“ Und wenn bei den Schafen alles in Ordnung ist, kann in Ruhe das neue Jahr beginnen.

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