Start im Neandertal Spatenstich zum Turmbau „Höhlenblick“

Erkrath/Mettmann · Am Anfang war der Boden nass und schwer. Dennoch versammelten sich am Mittwoch Menschen an der Fundstelle des Neandertalers, die den Ort in luftige Höhen heben wollen. Mit dem Turm „Höhlenblick“ soll die ursprüngliche, im 19. Jahrhundert abgetragene Höhle wieder erlebbar werden.

 Spatenstich an der Fundstelle des Neandertalers: (von links) Staatssekretär Jan Heinisch, Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz, Museumsdirektorin Bärbel Auffermann, Landrat Thomas Hendele und Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann.

Spatenstich an der Fundstelle des Neandertalers: (von links) Staatssekretär Jan Heinisch, Erkraths Bürgermeister Christoph Schultz, Museumsdirektorin Bärbel Auffermann, Landrat Thomas Hendele und Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann.

Foto: Achim Blazy (abz)

Einmal auf Augenhöhe mit dem Neandertaler sein? Das macht 3,7 Millionen Euro. Soviel kostet der neue, 22 Meter hohe Aussichtsturm „Höhlenblick“, der an der Fundstelle des Neandertalers errichtet wird. Noch vor den Sommerferien des kommenden Jahres, im Juni 2022, soll das Bauwerk fertig werden. Eine riesige Schädelplatte mit zwei Augenhöhlen sitzt dann exakt in der Höhe, in der 1856 zwei Steinbrucharbeiter die Höhle der Kleinen Feldhofer Grotte ausräumten und dabei auf die prähistorischen Knochen stießen.

Am Mittwochnachmittag war an der Fundstelle des legendären Vorfahrens allerdings erst einmal Schüppchen-Alarm: Im nieseligsten Novemberwetter, das der Kreis Mettmann zu bieten hat, griffen stolze Mütter und Väter zu nagelneuen Spaten, um symbolisch den Beginn der Arbeiten zu begleiten. Dass dabei die ein oder anderen Schaufel lehmigen Mutterboden in das bereits von einem Bagger ausgehobene Loch viel, störte für den eigentlichen Bau verantwortlichen Experten nicht: „Es handelt sich ohnehin um Probebohrungen, für die wir den kleinen Bagger eingesetzt haben“, erläuterte der Projektleiter. Zum einen wollte er die Bodenbeschaffenheit testen. Zum anderen könnte es immer noch sein, dass der Boden Schätze aus der Lebenszeit des Neandertalers verbirgt, die bei den Bauarbeiten zu Tage gefördert werden. Entsprechend vorsichtig wird gebuddelt, um die 14,6 Meter große Betonplatte anzulegen, auf der Turm errichtet werden soll.

Der Höhlenblick entsteht als offener Stahlbau an der Stelle Feldhofer Grotte, die im 19. Jahrhundert durch Kalkabbau vollständig zerstört wurde. Der 22 Meter hohe Turm ist wechselweise durch innere und äußere Rampen über 360 Meter barrierefrei zu begehen. Unter der als Schädelkalotte gestalteten Kuppel auf der obersten Plattform befinden sich die Besucher auf Höhe der verlorenen Fundhöhle. Man blickt von hier wie einst der Neanderthaler aus seiner Höhle auf die gegenüberliegende Talseite. Und nicht nur das. Laut der Leiterin des Neanderthal Museums, Bärbel Auffermann, werden ganz oben vier spezielle Ferngläser installiert, durch die die Besucher viele Jahrtausende zurückblicken können und das Tal gewissermaßen im Urzustand erleben werden. „Augmented Reality“ – die Verbindung von echtem Weitblick und virtuellen Ausschmückungen macht das möglich.

Die 3,7 Millionen Euro Baukosten kommen in einer Gemeinschaftsanstrengung zusammen. Das Land Nordrhein-Westfalen gibt knapp zwei Millionen Euro als Zuschuss. Eine großzügige Spende von 500.000 Euro kommt von der Privatstiftung Habris. Der Eigenanteil der Stiftung Neanderthal Museum beläuft sich auf etwa 1,3 Millionen Euro. Wo bislang ein paar rot-weiße Vermessungsstäbe den historischen Fundort markieren, wird ein neuer Touristenmagnet entstehen.

Museumschefin Auffermann betonte, dass auch der Weg vom Museum zum Turm aufgewertet wird – zu einem Spaziergang durch die Historie des Tales. Das übernimmt der Kreis Mettmann. Nachdem NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach den Förderbescheid gen Erkrath/Mettmann getragen hatte, durfte Staatssekretär Jan Heimisch den symbolischen Spatenstich vollziehen. Landrat Thomas Hendele erinnerte an die Entstehungsgeschichte des Turms: „Wow, das war einb langer Weg!“ 2014 gestartet. Der ursprünglich geplante, sehr massive Turm samt Baumwipfelpfad wurde verworfen. Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann lobte den jetzigen Entwurf: „Das wirkt viel luftiger und passt sich besser in die Landschaft ein.“

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