Wülfrath Stadthalle nicht zu halten

Düsseldorf · Der Vorstand der Stadtverwaltung ist sich einig: Der Abriss muss sein.Kämmerer: Stadt muss Kosten senken und Schulden abbauen. "Im Interesse der Kinder müssen wir handeln."

Zum Abriss der Stadthalle und der geplanten Bebauung des gesamten Areals um das alte Rathaus herum gibt es keine Alternative – jedenfalls, wenn die Stadt ihrer gesetzlichen Pflicht zur "Herstellung von geordneten Finanzverhältnissen" nachkommen will und wenn das neue Geschäftszentrum an der Goethestraße der große Wurf werden soll, der die Wirtschaft belebt und die Stadt attraktiver macht. In dieser Einsicht herrscht im Verwaltungsvorstand Einigkeit, wie sich gestern im Pressegespräch zeigte.

Gesetzlich verpflichtet

Die Stadt sei verpflichtet, baldmöglichst ein genehmigungsfähiges Haushaltssicherungskonzept vorzulegen, stellte Kämmerer Rainer Ritsche fest. Besondere Sorge bereiten ihm die Kassenkredite, die in wenigen Jahren auf über 40 Millionen Euro gestiegen sind. "Die Zinsentwicklung ist ein großes Risiko." Mit einem Prozent sei der Zinssatz historisch niedrig. Bei einem Anstieg auf vier Prozent, wie vor wenigen Jahren, müsste die Stadt 1,2 Millionen Euro mehr Zins zahlen. "Geld, das weg ist, ohne dass Werte geschaffen werden." Wülfrath habe die höchste Pro-Kopf-Verschuldung (2009: 2618 Euro) aller ähnlich großen Städte in NRW. Da die Einwohnerzahlen sinken, müssten später noch weniger Bürger die Schuldenlast tragen. "Im Interesse der Kinder und Enkel dürfen wir so nicht weiter machen."

Einschnitte seien unabwendbar, um die Ausgaben den Einnahmen anzupassen, sagte Ritsche. Die Stadthalle koste pro Jahr rund 200 000 Euro. Von 2006 bis 2010 führe sie zu einem Liquiditätsverlust von über einer Million Euro. "Dem Betrag steht kein Vermögenszuwachs gegenüber, er wurde verkonsumiert." Anders als bei Hallenbad und Stadtbücherei gebe es zur Stadthalle Alternativen – vom Paul-Ludowigs-Haus, Sporthallen und einer Reihe Wülfrather Versammlungsstätten bis zu Hallen in anderen Städten. Die Bebauung des Rathausareals rechne sich bei Erhalt der Stadthalle nicht, sagte Christiane Singh, Fachbereichsleiterin Technisches Dezernat. Es entstünden gewaltige Kosten, vor allem, weil die Stadthalle abgestützt werden müsste. Das Zentrum an der Goethestraße werde eine neue Geschäfte-Qualität bringen, die Auswärtige anzieht und mehr Wülfrather in ihrer Stadt einkaufen lässt. Sie erinnerte daran, dass zur städtebaulichen Verbesserung des Umfeldes Fördermittel von acht Millionen Euro für die nächsten Jahre zugesagt sind.

"Kultur soll in Wülfrath nicht wegfallen, es geht darum, Bauwerk-Kosten zu senken", betonte der neue Wirtschaftsförderer Karsten Niemann. Die Stadt werde Kulturtreibende unterstützen, wo es möglich ist.

(RP)
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