Erkrath Stadt verschläft die Planung fürs Alter

Erkrath · Eric Gutzler vom Seniorenrat beklagt Ideenlosigkeit und mangelnde barrierefreie Wohnungen für Erkrather.

 Ohne Aufzug haben die älteren Menschen keine Chance, von einem Stockwerk in ein anderes zu gelangen. Barrierefreies Wohnen wird immer wichtiger.

Ohne Aufzug haben die älteren Menschen keine Chance, von einem Stockwerk in ein anderes zu gelangen. Barrierefreies Wohnen wird immer wichtiger.

Foto: Dietrich Janicki

55,6 Prozent der Unterfeldhauser sind älter als 50 Jahre. In Hochdahl sind es 40,7 Prozent und in Alt Erkrath 48,6 Prozent. Die Tendenz ist steigend. "Dennoch", sagt Eric Gutzler vom Seniorenrat, "wird keine Vorsorge für alte Menschen getroffen." Auch das Stadtentwicklungskonzept geht ihm da nicht weit genug. "Es gibt keine Grundlagen", erklärt er, "man weiß gar nicht, wie die alten Menschen bei uns in Zukunft wohnen wollen." Dass ältere Erkrather ihre Einfamilienhäuser verkaufen würden, wenn sie eine angemessene Alternative im Stadtzentrum fänden, sei eine Hypothese. "Umfragen oder Erhebungen zu diesem Thema gibt es nicht", kritisiert er.

Dass die Situation sich besonders in Erkrath zuspitzt, wo der Anteil der Älteren höher als der Landesdurchschnitt ist, steht für ihn außer Zweifel. Viele Häuser aus den 1970er Jahren sind nicht behindertengerecht umzubauen, sagt Gutzler. "In den 90er Jahren hat hier die Bautätigkeit aufgehört. Bis zu diesem Zeitpunkt war barrierefreies Wohnen noch gar kein Thema."

Die schicken Terrassenhäuser an der Lindenstraße, in denen Gutzler wohnt, sind das beste Beispiel dafür. Durch ihre Schachtelbauweise können sie nicht mit Aufzügen nachgerüstet werden.

Im Jahr 2030 werden in Erkrath von 45 000 Einwohnern mehr als 18 000 über 60 Jahre sein, sagt Gutzler. Ein drastischer Anstieg der Demenzerkrankungen gehe mit der Überalterung der Bevölkerung einher. Während heute mehr als 1,4 Millionen Demenzkranke in Deutschland leben, könnten es 2030 drei Millionen sein. "Wo kommen die unter und wer pflegt sie?", fragt Gutzler. "Die Stadt trifft bisher keine Vorsorge." Es gebe außer dem Rosenhof, den Altenwohnungen in Haus Baden beim Schimmelskämpchen und dem betreuten Wohnen bei den Johannitern an der Hildener Straße kein Altenheim in Hochdahl. In Erkrath gibt es das Haus Bavier sowie das CBT-Haus an der Kirchstraße. "Nicht jeder hat das Geld, sich im Rosenhof einzukaufen", sagt Gutzler. "Wir brauchen Mehrgenerationenhäuser und vor allem Ideen, wie in Zukunft ältere Menschen komfortabel leben und sich helfen können." Der Vorschlag des Seniorenrates: Die Schule an der Schmiedestraße abreißen oder zum Mehrgenerationenhaus umbauen. Ein Modell, das Gutzler auch in Erkrath für möglich hält, ist die Seniorengenossenschaft Riedlingen. Dort leben ältere Menschen eigenständig zusammen in ihren Wohnungen. Die Fitten helfen den weniger Rüstigen. Dabei sammeln sie Punkte auf einem Zeitkonto. Und wenn sie selbst nicht mehr so richtig können, springen die Jüngeren mit kostenloser Hilfestellung ein. Inzwischen sind 585 Bürger der Stadt Riedlingen Mitglied in der Genossenschaft. "Das funktioniert super", sagt er. Leider habe sein Vorstoß in diese Richtung in Erkrath bei den Kommunalpolitikern keine Früchte getragen.

Das ist ein Gedanke. Fakt ist jedoch für den Seniorenrat: "Wir kommen in den nächsten Jahren nicht um altengerechte Neubauten herum, in denen ältere Menschen bleiben können, die nicht ins Heim wollen." Pose Marré, die ehemalige Industriebrache im Stadtzentrum, wäre der richtige Ort dafür gewesen. "Da wird es jetzt schön. Aber für die meisten Erkrather viel zu teuer", sagt er.

(RP)
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