Radverkehrskonzept Mettmann Kreis Mettmann wird Radfahrer-Land

Mettmann · Das Radverkehrskonzept ist vom Kreis verabschiedet worden: Weniger Autofahren, dafür mehr Radeln. ADFC Mettmann forciert zeitnahe Umsetzung einzelner Aspekte.

 Michael Niklas (vorne) hat sich ins Konzept eingebracht.

Michael Niklas (vorne) hat sich ins Konzept eingebracht.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Als „guten Sprung nach vorne“ bezeichnet Michael Niklas vom ADFC Mettmann das jetzt vom Kreis Mettmann für die Kreisstraßen verabschiedete Radverkehrskonzept. Hehres Ziel ist, bis zum Jahr 2035 satte 25 Prozent mehr Radfahrer aus dem Auto auf die Straßen zu bekommen. Dafür müssen aber auch entsprechende Wege und Wegenetze da sein. „Das Netz ist in wesentlichen Punkten sehr gut entwickelt“, lobt der ADFCler die „grundsätzlichen konzeptionellen Betrachtungen“ vor allem der sogenannten Vorrangrouten.

Zwei Jahre lang hatte sich dafür die Ingenieurgesellschaft Stolz aus Neuss (IGS) mit dem alltagstauglichen Radwegenetz auseinandergesetzt und im Auftrag des Kreises ein entsprechendes Konzept erarbeitet. „Wir vom ADFC sind froh, mit in die Planungen einbezogen worden zu sein“, freut sich Michael Niklas, dass viele Aspekte ihren Platz in den Planungen gefunden haben. Einstimmig wurde besagtes Konzept verabschiedet.

Nun liegt ein „durchgehendes, komfortables und sicheres Radwegenetz im Kreisgebiet vor, das moderne Standards für ein attraktives Radfahren im Alltag setzt“, wie Katharina Krause aus dem Büro des Landrats sagt. Die Ausweitung der Angebote für Radfahrende im Kreis Mettmann ist essenziell, um einen Beitrag zur Mobilitätswende und damit auch für den Klimaschutz zu leisten. Damit besagte Zielmarke 2035 erreicht wird, und ein Viertel aller im Kreis Mettmann begonnenen oder endenden Wegstrecken mit dem Rad zurückgelegt werden und so die Verkehrswende geschafft wird, müssen jetzt die mehr als 800 Einzelmaßnahmen von den jeweiligen Straßenbaulastträgern im Kreisgebiet nach und nach umgesetzt werden. „Denn bislang ist es ja lediglich ein Papier“, sagt Michael Niklas, „das nun umgesetzt werden muss. Das kostet Geld und Manpower.“

Als Baukosten werden 250 Millionen Euro veranschlagt, einen Löwenanteil von 95 Prozent übernimmt das Land NRW. „Das ist eine Menge Geld“, wissen die ADFCler. Die Umsetzung ist langfristig angelegt. „Auch muss sich die Umsetzbarkeit der Maßnahmen erst noch erweisen, denn das Konzept zeigt idealtypisiert den Ausbau der besten Verbindungen für Radfahrende auf, ohne dass die Belange Dritter oder die dafür erforderliche Grundstücksverfügbarkeit bereits geprüft worden sind“, fügt Katharina Krause hinzu. Weil es so viele Maßnahmen sind und sie zeitlich unterschiedliche Umsetzungsperspektive haben, wurde der Konzeptkatalog priorisiert. „Ein richtiger Engpass werden die Planer sein“, gibt Michael Niklas zu bedenken. Die nämlich sind derzeit landesweit gefragt und müssten deshalb zeitnah engagiert werden. Auch geklärt werden sollte, wer die Kosten für diese – vielleicht externen Planer – übernimmt.

Derweil gibt es auch Stimmen, die Verbesserungen fordern, wie Piraten-Sprecher Thomas Küppers. „Das Radverkehrskonzept ist nicht ausreichend vom Autoverkehr entkoppelt und die bergische Topografie des Nord-Kreises wurde nicht hinreichend berücksichtigt“, äußert er Kritik. „Wer auf einen zweiten Panoramaradweg gehofft hat, wird bitter enttäuscht“, sagen die Piraten. Das vorliegende Konzept bietet einen Katalog an Einzelmaßnahmen, um Bestehendes effektiver zu nutzen. Die Radwege sollen primär an viel befahrenen Hauptstraßen gebaut werden. Es wird nicht nur zu unzähligen Baustellen kommen, sondern zu vielen Konflikten: Einwohner werden Parkplätze verlieren und Straßen werden für den Autoverkehr enger. „Daher fordern wir, das Radverkehrswege und Straßen stärker entkoppelt werden. Das aktuelle Konzept sieht dies kaum vor.“

Noch sind lediglich die Leitlinien beschlossen. Bis zum ersten Spatenstich wird es noch dauern.

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