Protest in Mettmann Rund 100 Teilnehmer bei Warnstreik-Demo

Mettmann · Beinahe wären sie an der Kreisverwaltung vorbeigelaufen – wenn nicht die begleitende Polizeibeamtin gefragt hätte: „Wolltet ihr hier nicht stehen bleiben?“ Natürlich wollten die rund 100 Warnstreikenden.

Verdi-Protest am Dienstag vor der Kreisverwaltung.

Verdi-Protest am Dienstag vor der Kreisverwaltung.

Foto: Dirk Neubauer

In gelben Warnwesten, mit Fahnen und einem großen Transparent vornweg trugen sie ihren Ärger über die Arbeitgeber der öffentlichen Hand durch die Mettmanner Straßen. Start war am Baubetriebshof, Zwischenstopp vor dem Verwaltungsgebäude 1 des Kreises und Ziel schließlich das Rathaus in Mettmann, wo bei einer Abschlusskundgebung noch einmal alle Forderungen auf den Tisch kamen.

Für die 3,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst soll es 10,5 Prozent mehr Lohn geben, mindestens aber 500 Euro mehr. „Weil wir das Wert sind“, ruft ein Demoteilnehmer und trillert kräftig los. Was nach einer exorbitant hohen Forderung klingt, gleiche kaum die Inflation der vergangenen Monate aus, sagen die Gewerkschafter. Klamme Kommunen wie Mettmann schauen hingegen sorgenvoll auf die Tarifverhandlungen. Im Haushaltsentwurf von Mettmann für das Jahr 2023 ist momentan eine Tariferhöhung von rund zwei Prozent eingepreist. Niemand weiß wirklich, ob das ausreicht. Und so verging die erste Verhandlungsrunde, ohne dass die Arbeitgebervertreter sich zu den Forderungen der Beschäftigten geäußert haben.

„Absolut enttäuschend! Die Beschäftigten sind stinksauer“, lautet die Wertung von Stephanie Peifer, der Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper. Aus diesem Grund sollen Warnstreiks wie gestern untermauern, dass es Verdi Ernst ist mit den Forderungen nach einem angemessenen Inflationsausgleich. „Denn das Loch im Portemonnaie, das spüren doch alle“, ruft der Mann mit dem Megafon vor der Kreisverwaltung. Zahlreiche Angestellte schauen aus den Fenstern des Verwaltungshochhauses. Von der Straße aus ist nicht zu erkennen, ob sie nicken oder mit dem Kopf schütteln.

Die von Verdi angekündigten Einschränkungen in Bürgerbüros oder der Kfz-Zulassungsstelle des Kreises sind nicht zu beobachten. Während die Demonstranten vor der Tür stehen, kommen und gehen Menschen mit Kfz-Kennzeichen, um Autos an- oder umzumelden. Die Rheinbahner haben teilweise den Warnstreiks angeschlossen.

Stephanie Peifer ist dennoch froh, dass Verdi Zeichen setzt – auch in Mettmann. Bundesweit seien rund 300.000 Stellen im öffentlichen Dienst nicht besetzt. Es fehle Fachpersonal in der Erziehung, in der Pflege, in sozialen Berufen. Dabei sei gerade jetzt ein starker, öffentlicher Dienst wichtig, so Peifer: „Und dafür braucht es vor allem eins: wettbewerbsfähige Einkommen und keine Reallohnverluste.“

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